Konzerte des Baltic Sea Philharmonic sind stets ein Ereignis. Gegründet wurde dieses ganz besondere Orchester 2008 für das Usedom Musikfestival. Die jungen Musiker unter Leitung von Kristjan Järvi musizieren mit einer Leidenschaft und Präsenz, die allein schon ausreichen würde, das Publikum mitzureißen. Sie kommen aus allen Ländern, die an die Ostsee angrenzen, von Norwegen bis Russland, und sie spielen alle Programme auswendig.
Obwohl eine CD natürlich ´nicht das perfekte Medium für die Multimedia-Show ist, die das Baltic Sea Philharmonic in seinen Konzerten üblicherweise bietet, können auch die Einspielungen des Orchesters überzeugen. Jüngstes Projekt: Sleeping Beauty; der Titel wirkt fast wie ein ironischer Kommentar zur aktuellen Situation der Musikszene. Doch das konnte im März 2019, als dieser Mitschnitt in St. Petersburg aufgezeichnet wurde, natürlich noch niemand ahnen.
Es geht also um Peter Tschaikowskis Dornröschen, im Original mit einer Spieldauer von fast drei Stunden. Järvi hat die Ballettmusik zu einer Dramatic Symphony zusammengefasst, wobei sein Arrangement die Magie der bekannten Szenen und Tänze nicht beschädigt. So kommen die Fliederfee und Prinzessin Aurora ebenso zu ihrem Recht wie die böse Fee Carabosse und Prinz Desiré sowie die vielen Märchenfiguren, die durch den dritten Akt tanzen. Dennoch ist es Järvi gelungen, die Musik zu einer etwa 70-minütigen Fassung zu verdichten.
Dieses umfangreiche Stück ohne Noten aufzuführen, das war für die Musiker mit Sicherheit keine geringe Herausforderung. „Die Aufführung aus dem Gedächtnis hat unsere Beziehung zu Tschaikowskys Musik verändert“, berichtet Marzena Malinowska, Stimmgruppenführerin der Bratschen. „Wenn man als Musiker Ballettstücke oder Opern spielt, dann ist man meistens im Orchestergraben versteckt und die Stars der Show sind die Tänzer oder die Sänger, die die Geschichte auf der Bühne erzählen und lebendig machen.“ Bei den Aufführungen mit dem Baltic Sea Philharmonic aber sind die Musiker die Stars. „In diesem Moment fühlt man sich unglaublich verbunden miteinander und mit dem Publikum“, so Malinowska. „Man spürt die Kraft des Publikums, man fühlt die Kreativität, Energie und Einzigartigkeit.“ Das macht einen Unterschied, der auch zu hören ist.
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