Dienstag, 14. September 2021

Bach: The Well-Tempered Clavier I (Avi-Music)

 

„Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib“, so vermerkte Johann Sebastian Bach 1722 auf seinem Manuskript. Inspiriert durch die Ariadne Musica von Johann Caspar Ferdinand Fischer (1662 bis 1746), der sich auf 20 Tonarten beschränkte, hatte der Musiker, weiland Hofkapellmeister in Köthen, 24 Präludien und Fugen komponiert – in jeder Tonart ein Paar, womit er zugleich zeigte, dass sich dies auf einem Tasteninstrument („Clavier“) in wohltemperierter Stimmung bestens spielen ließ. 

Das Cembalo, das Luca Guglielmi für diese Aufnahme ausgewählt hat, ist ein zeitgenössisches Original aus der Werkstatt von Christian Zell (Hamburg, 1737). Es befindet sich im Museu de la Musica in Barcelona, wo auch die Aufnahme entstanden ist, und es klingt eher voll und dunkel. Der italienische Musiker, der mittlerweile als Professor an der Musikhochschule in Barcelona lehrt, spielt Bachs Musik in geradezu exemplarischer Weise; seine Anmerkungen zu den einzelnen Stücken im Beiheft sind prägnant und erhellend. 

Und genau so ist auch sein Cembalo-Spiel. Virtuosität ist hier kein Selbstzweck; es gibt keinen romantischen Überschwang, keine Eitelkeit, keine leeren Passagen. Bei aller Liebe zum Detail behält Guglielmi immer den gesamten Zyklus im Blick. So wirkt die Einspielung als Einheit, ebenso wie jedes Stück für sich überzeugt. Der Interpret lockt den Zuhörer hinein in Bachs Klang-Kosmos. Man wird demütig vor dieser großen Kunst. Vom ersten bis zum letzten Ton ein Mirakel, unbedingt anhören! 


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