Vivaldi ist allgemein bekannt als Violinvirtuose und als Autor einer Vielzahl von Instrumentalwerken. Doch der Komponist schuf auch zahlreiche Opern, die leider derzeit auf den Bühnen wenig präsent sind, Kantaten und Motetten. Vier geistliche Motetten "per voci, due cori e due orchestre" hat Claudio Astronio für diese Aufnahme mit dem Bozener Barock-Ensemble "Harmonices Mundi" ausgewählt.
Diese vier Werke zeigen einerseits in den Vokalpartien eine große Nähe zur Gattung Oper. Sie nehmen jedoch zugleich in ihrer Doppelchörigkeit Bezug auf die traditionelle Psalmodie, und erweisen so Vergangenheit und Zukunft zugleich auf charmante Weise Referenz. Insbesondere für die Sänger bringen Vivaldis Mottetti so manche Herausforderung.
Musiziert wird in Minimalbesetzung, ohne Netz und doppelten Boden. Das gilt für die Instrumentalisten ebenso wie für die Sänger, die durchweg solistisch agieren - auch, wenn sie "nur" in einem der Chöre zu hören sind. "Lauda Jerusalem" RV 609, "Laudate Pueri Dominum" RV 602/a - mit per Bonustrack beigefügten Alternativfassungen der Verse VI und VII -, "Salve Regina" RV 618 und das Kyrie RV 587 geben den Musikern reichlich Gelegenheit, in wechselnder Formation sowohl solistische Brillanz als auch kollegiales Miteinander zu demonstrieren. Genannt seien hier nur die Solo-Sopranistinnen Susanne Rydén und Gemma Bertagnolli sowie Massimiliano Mauthe von Degerfeld, als Altus im "Salve Regina".
Um es in einem Satz zu sagen: Diese CD, eingespielt in Kloster Muri-Gries, ist ein in vielen Facetten funkelndes Juwel, das die lange Reihe von Vivaldi-Wiederentdeckungen der letzten Jahre würdig ergänzt. Die Interpretation ist exzellent, und der Repertoirewert ist ebenfalls hoch.
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