"Noch niemals ist ein Stück von mir bei der ersten Aufführung so vortrefflich gegangen und von den Musikern und den Zuhörern so begeistert aufgenommen worden wie dieses Oratorium", berichtet Felix Mendelssohn Bartholdy nach der Uraufführung des Elias in einem Brief aus Birmingham sei- nem Bruder Paul. "Es war gleich bei der ersten Probe in London zu sehen, daß sie es gern mochten und gern sangen und spielten (...) Wärst Du nur dabei gewesen! Die ganze dritthalb Stunden, die es dauerte, war der große Saal mit seinen 2000 Menschen und das große Orchester alles so vollkommen auf einen Punkt (...) gespannt, daß von den Zuhörern nicht das leise- ste Geräusch zu hören war, und daß ich mit den ungeheuren Orche- ster- und Chor- und Orgelmassen vorwärts und rückwärts gehen konnte, wie ich nur wollte."
Das Werk um den Propheten, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die wankelmütigen Kinder Israels zu Gott zu führen, ist gewaltig in seiner Dramatik. Doch es hat auch lyrische Passagen, wie das Doppelquartett Denn er hat seinen Engeln befohlen, oder das Terzett der Engel. Gothart Stier, der das Oratorium 1996 mit dem Montever- di-Chor Hamburg und dem Philharmonischen Staatsorchester Halle/Saale in der Leipziger Thomaskirche aufgeführt hat - der Mit- schnitt erschien nun bei Ambitus -, lässt seinen Elias nicht einfach poltern und schnauben. Der Bariton Siegfried Lorenz zeichnet viel- mehr ein sehr differenziertes Bild dieser Figur, die den toten Knaben auferweckt, um die Witwe zum Glauben zu führen - und wenig später das Volk dazu aufruft, die Baalspriester abzuschlachten.
Das Quartett der Solisten wird vervollständigt durch Stephanie Stiller, Sopran, Annette Markert, Alt und Martin Petzold, Tenor. Dazu ge- sellen sich jede Menge Sänger aus dem Monteverdi-Chor Hamburg, der generell sehr versiert und professionell agiert. So wird es mög- lich, selbst die großen Volksszenen wie die Anrufung Baals nicht schlicht laut, sondern hochdramatisch zu gestalten. Stier legt hörbar wert auf Zwischentöne, und ermöglicht so Entdeckungen. Das macht diese Aufnahme außerordentlich spannend.
Samstag, 16. April 2011
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