Über die Uraufführung seines Oratoriums Die letzten Dinge am Karfreitag 1826 bei verdunkeltem Chorraum und unter einem mit 600 Gaslaternen beleuchteten Kreuz in Kassel schrieb Louis Spohr: "Die Wirkung war, ich muss es mir selbst sagen, außerordent- lich! Nie hatte ich früher bei Auf- führungen eines meiner größeren Werke diese Genugtuung gehabt!" Spohr, ein gefeierter Violinvirtuo- se, war 1822 als Hofkapellmeister nach Kassel gegangen. Dort brach- te er das Orchester und das städtische Musikleben auf Vordermann, unterrichtete zahlreiche Schüler und schuf mehr als 200 Werke. Zwar sind seine Opern heute vergessen, doch insbesondere seine Violin- konzerte und seine Violinschule gehören noch immer zu den Stan- dards.
Zu Lebzeiten war Spohr ebenso berühmt wie Paganini. Doch setzte er nicht ausschließlich auf den virtuosen Effekt vor einem Orchester als Hintergrund, sondern vertrat offenbar ein romantisches Kunst- konzept, das sehr viel Wert auf Gefühl und Harmonie legt. Selbst sein Oratorium Die letzten Dinge, welches das Publikum mit Apokalypse, Gericht und Auferstehung konfrontiert, ist voll schöner Melodien, klangvoller harmonischer Wendungen und herrlicher Chöre. So steht denn auch die Kantorei Maulbronn, dirigiert von ihrem Gründer und Leiter Jürgen Budday, im Zentrum dieser Aufnahme, die im Juni 2010 als Live-Mitschnitte eines Konzertes im Kloster Maulbronn entstanden ist. Der Chor singt wie immer hervorragend. Als Solisten wirken mit Miriam Meyer, Sopran, Ursula Eittinger, Mezzosopran, Marcus Ullmann, Tenor und Josef Wagner, Bass. Das Orchester, die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg, zeigt leider hier und da Schwächen. Das ist schade, denn ansonsten ist die Aufnahme sehr hörenswert.
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