Romeo und Julia, das berühmte Ballett von Sergej Prokofjew, in einer Fassung für Bratsche und Klavier? Wer wagt denn das? Das Beiheft - wie bei Naxos üblich eher ein Beiblatt, aber dennoch sehr informativ - gibt Auskunft: Dieses Arrangement stammt von Wadim Wassiljewitsch Borisowski (1900 bis 1972), einem berühmten russi- schen Bratscher und Mitbegründer des legendären Beethoven-Quar- tetts. Fünf Jahre nach seinem Exa- men am Moskauer Konservato- rium wurde er dort selbst Professor, und er unterrichtete eine Viel- zahl junger Musiker, so dass er als der Stammvater der russischen Viola-Schule gilt.
Borisowski hat mehr als 250 Werke aus unterschiedlichen Epochen der Musikgeschichte für sein Instrument oder die Viola d'amore bearbeitet, darunter - im Einvernehmen mit dem Komponisten - auch eine Suite aus Prokofjews Romeo und Julia. Sie bestand zunächst aus acht Sätzen für Viola und Klavier; einige Jahre später fügte Borisowski noch weitere fünf hinzu. Für zwei davon wird eine zweite Viola benö- tigt. Das wird nicht verblüffen, denn Prokofjews Stück ist ziemlich komplex. Desto erstaunlicher erscheint es, wie perfekt diese Musik im Arrangement wiedergegeben wird. Das klingt tatsächlich, als wäre dieses Werk für diese Besetzung entstanden. Man mag sich aber nicht ausmalen, was das für die Solisten bedeutet - insbesondere der Brat- schenpart muss eine tour de force sein.
Matthew Jones bewältigt ihn souverän, und auch Rivka Golani an der zweiten Viola sekundiert derart versiert, dass man nur staunen kann. Der warme Klang der Bratsche passt ohnehin ausgezeichnet zu dieser Musik. Michael Hampton ist den beiden Streichern am Klavier ein engagierter Partner. Das Ergebnis ist grandios. Diese CD gehört zu meinen persönlichen Jahresfavoriten. Unbedingt anhören!
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