Friedrich Wilhelm Zachow (1663 bis 1712), städtischer Musikdirek- tor und Organist der Marienkirche in Halle/Saale, war der Lehrer, bei dem Georg Friedrich Händel sein musikalisches Rüstzeug erworben hat. Das ist ein bedeutender, aber nicht der einzige Grund, ihm diese CD zu widmen.
Sie zeigt exemplarisch, dass man in den Archiven Mitteldeutschlands noch immer bedeutende Werke finden kann, die mehrere hundert Jahre nicht mehr erklungen sind. Bernhard Klapprott hat vier davon mit Cantus und Capella Thuringia eingespielt - und auch wenn bei zwei davon unklar bleiben muss, wer der eigentliche Autor war, so sind es doch ohne jeden Zweifel Kanta- ten von Format.
Aus Halle, das dem Pietismus sehr zugeneigt war, kam damals eine neue Form, das sogenannte "Kirchenstück" - eine Kantate, die neben einem zentralen Bibelvers üblicherweise auch moderne Dichtung enthielt, die das Bibelwort auslegt und damit die Predigt ergänzt. Diese Innovation war seinerzeit heftig umstritten, denn die Verse der Dichter traten an die Stelle von Bibeltexten, und das lehnten manche Zeitgenossen mit Nachdruck ab. Zachows Lehrer, Thomaskantor Johann Schelle, musste sich in Leipzig sogar vor Gericht verantwor- ten, weil er Kantatendichtung vertont hatte.
Wir dürfen uns heute an der beredten Musik erfreuen, die von den Thüringer Musikern blitzsauber vorgestellt wird. Cantus Thuringia und Capella Thuringia agieren mit Hingabe und bestens aufeinander abgestimmt; das macht die Aufnahme zu einem Hörvergnügen.
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