Carl Czerny (1791 bis 1857) war der Sohn eines tschechischen Oboisten, Organisten, Sängers und Klavierlehrers. Er wuchs in Wien auf, und sein Vater begann, ihn im Klavierspiel zu unterrichten, als er drei Jahre alt war. Mit sieben Jah- ren begann Carl, zu komponieren, und obendrein spielte er ziemlich gut Geige. Das führte dazu, dass sein Geigenlehrer Wenzel Krump- holz das Wunderkind schließlich Beethoven vorstellte - der den Zehnjährigen als Schüler annahm.
Bei der Uraufführung von Beethovens fünftem Klavierkonzert 1811 in Leipzig spielte Carl Czerny den Solopart. Er komplettierte seine Aus- bildung bei Muzio Clementi, Johann Nepomuk Hummel und Antonio Salieri. Dennoch begeisterte er sich weniger für das Konzertpodium als vielmehr für das Unterrichten. Zu seinen Schülern gehörte beispielsweise Franz Liszt, der Czerny später die Etudes d'exécution transcendante widmete.
Obwohl Carl Czerny mehr als tausend Werke komponierte, sind vor allem seine Etüdensammlungen bis heute populär geblieben. Mit einer Gesamteinspielung der Klaviersonaten des Komponisten macht der britische Pianist Martin Jones deutlich, dass dies ein Verlust ist. Denn klar strukturiert vorgetragen, erweisen sich Czernys Klavier- werke als wirkungsvolle, ziemlich beeindruckende Stücke - originell, immer wieder überraschend, und mitunter sogar brillant. Dabei er- scheint Czerny keineswegs, wie von einigen Musikhistorikern behaup- tet, als Beethoven-Epigone. Oftmals wartet er mit musikalischen Ideen auf, die man eher von den Romantikern erwarten würde. Jones zeigt, dass Czernys Werke interessant sind, und dass sich die Beschäf- tigung damit durchaus lohnt. Eine Entdeckung, die Lust darauf macht, auch Werke von anderen Komponisten kennenzulernen, die im Schatten Beethovens aus dem Blick entschwunden und schließlich in Vergessenheit geraten sind.
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