Diese Oper spielt in Gent; die Niederlande sind von den Spaniern besetzt, und der Schmied Smee hat gut zu tun, ihre Waffen, Harnische und Pferde in Schuss zu halten. Weil er aber eigentlich auf Seiten der Niederländer steht, nimmt er von dieser Kundschaft Wucher- preise - und singt gemeinsam mit seinen Gesellen Spottlieder auf sie. Das spricht sich herum. Und als der Schmied Slimbroek das Pferd eines Kunden manipuliert, und den Konkurrenten bei der Obrigkeit verpfeift, geht bei Smee das Schmiedefeuer aus.
Solcherart um die Existenz gebracht, will sich der Geprellte umbrin- gen - doch da erscheinen drei Abgesandte der Hölle, und bieten ihm einen Handel an: Sieben Jahre in Reichtum und Glück für den Schmied, und dann geht die Seele zum Teufel. Smee unterschreibt. Und Franz Schreker (1878 bis 1934) erzählt in seiner Oper Der Schmied von Gent, warum er letztendlich doch in den Himmel kommt.
Dabei folgt er einer Erzählung von Charles De Coster, die er zum Libretto umgestaltete und mit einer ausgesprochen witzigen, farben- und facettenreichen Musik ergänzte. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn was der Schriftsteller weitschweifig schilderte, das erzählt der Komponist in seinen Orchesterzwischenspielen, zwischen denen mit hohem Tempo die wesentlichen Szenen ablaufen. Schrekers Oper Der Schmied von Gent erlebte ihre Premiere am 29. Oktober 1932 in Berlin; sie wurde wie alle Werke des Komponisten von den Nationalsozialisten heftig angefeindet und verschwand rasch wieder vom Spielplan. Schreker erlag 1934 einem Herzinfarkt. So blieb ihm erspart, mitzuerleben, wie seine Musik als "entartet" gebrandmarkt wurde, und in Vergessenheit geriet.
Die Oper Chemnitz hat das Stück nun erstmals wieder auf die Bühne gebracht - und man muss feststellen: Das hat sich gelohnt. Denn dieses Werk hat alles, was eine Oper heutzutage zu einem Erfolg machen kann - eine Handlung, die sowohl als Märchen als auch als Metapher funktioniert, eine Musik, die den Experten erfreut, aber auch das Volk nicht durch allzu schräge Klänge verschreckt, und statt langer Arien schnell aufeinander folgende Schnitte, wie sie das Publi- kum aus dem Fernsehen gewohnt ist.
Ein exzellentes Solistenensemble um Oliver Zwarg als Smee und Undine Dreißig als seine Frau sowie André Riemer als Schmiedegesell Flipke und Edward Randall als Slimbroek ist hier zu hören, nebst Chor und Kinderchor. Und die Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz unter Frank Beermann beweist einmal mehr, dass sie den großen Namen zu Recht trägt. Kurz und gut: Diese Aufnahme ist wirklich eine Entdeckung.
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