Es geht das Gerücht, die Goldberg-Variationen seien, sozusagen als Schlaflied, für einen Grafen kom- poniert worden, der sich, wenn ihn die Schlaflosigkeit plagte, von einem jungen Musiker daraus vorspielen ließ. Diese hübsche Geschichte erzählt zumindest der erste Bach-Biograph Johann Niko- laus Forkel.
Wer diese Bearbeitung der Clavier Übung bestehend in einer Aria mit verschiedenen Veraenderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen. Denen Liebhabern zur Gemüths-Ergetzung verfertiget von Johann Sebastian Bach anhört, der wird garantiert dabei nicht einschlafen, auch wenn die Aria zunächst wie auf Katzenpfoten daherkommt.
Dmitri Sitkowetski hat Bachs Musik für Streichtrio arrangiert - und das außerordentlich spannend. Denn er hat nicht einfach nur Stim- men neu verteilt, sondern das Werk für die neue Besetzung komplett neu gedacht. Das ist auch notwendig, denn zum einen klingen Streich- instrumente nun einmal völlig anders als ein Cembalo. Zum anderen geben sie dem Komponisten auch andere Gestaltungsmöglichkeiten; so lassen sich die kontrapunktischen und imitierenden Linien we- sentlich deutlicher aufzeigen, als dies beim Cembalo möglich wäre. Und wo Bach den Cembalisten die Hände überkreuzen lässt, dort setzt Sitkowetski auf den Registerwechsel. Will der Arrangeur den Cemba- lo-Klang imitieren, verwendet er das Pizzicato. Das bringt erstaunlich viel Farbe in das bekannte Werk.
Das Leopold String Trio spielt diese Bearbeitung als ein zeitgenössi- sches Stück - mit kammermusikalischem, mitunter beinahe orche- stralem Klang, aber nur gelegentlich mit historisierenden Zitaten. Isabelle van Keulen, Lawrence Power und Kate Gould musizieren klug, undogmatisch und mit Gespür für die Gratwanderung. Eine wirklich schöne Aufnahme, die Bach hoch achtet, aber ihn nicht ins Museum stellt.
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