Gottlieb Muffat (1690 bis 1770) war der jüngste Sohn des berühm- ten Georg Muffat. Der Vater könnte zugleich der erste Lehrer des Kna- ben gewesen sein. Muffat junior erwies sich als ein begabter Schü- ler; im Alter von zehn Jahren soll der bereits dem Kaiser auf dem Cembalo vorgespielt haben. Nach dem Tode Georg Muffats zog der gerade einmal vierzehnjährige Gottlieb nach Wien zu seinen Brüdern. Dort wurde er Hofscholar an der kaiserlichen Hofkapelle und erhielt Unterricht unter anderem bei Hofkapellmeister Johann Jo- seph Fux. 1714 erhielt er seine erste Anstellung am Hof der Kaiserin- witwe Amalia Wilhelmina; 1717 wurde er durch den Kaiser zum Or- ganisten bestellt. Außerdem unterrichtete er die kaiserlichen Kinder. Zu seinen Schülern gehörte beispielsweise die spätere Kaiserin Maria Theresia.
Muffat scheint ein brillanter Cembalist gewesen zu sein. Fux berichtet über ihn, er sei in der Oper und Kammermusik ein gefragter Begleiter gewesen; auch habe man bei Hofe seine Werke sehr geschätzt. Wer diese CD mit einer Auswahl seiner Kompositionen angehört hat, der wird sich erstaunt fragen, wieso ein solches Werk nur noch absoluten Insidern bekannt ist. Denn die Musik Muffats kann man Bach und Händel durchaus zur Seite stellen. Der Musiker, der Wien möglicher- weise niemals zu einer längeren Studienreise verlassen hat – ein Aufenthalt in Italien wird zwar vermutet, ließ sich aber bislang nicht belegen – bewegt sich flexibel zwischen dem deutschen, dem franzö- sischen und dem italienischen Stil.
Händel schätzte Muffats Musik derart, dass er Zitate daraus in seinen eigenen Werken verwendete. Naoko Akutagawa, eine hervorragende Cembalistin aus Japan, spielt hier Ausschnitte aus seinen ebenso virtuosen wie noblen Suiten, die er unter dem Titel Componimenti Musicali 1739 in Augsburg veröffentlicht hat. Dazu erklingen zwei „Parthien“, das sind ebenfalls Suiten, in Weltersteinspielung. Unbe- dingt anhören, denn sowohl die Werke als auch die Interpretation setzen Maßstäbe.
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