„Lieder und Bilder“ nennt Michail Mordwinow seine CD mit Schubert-Transkriptionen von Franz Liszt und dem Zyklus Bilder einer Aus- stellung von Modest Mussorgski. „Die Werke auf dieser CD weisen zahlreiche Gemeinsamkeiten auf“, erklärt der Pianist im Beiheft: „Der Liszt-Zyklus der zwölf Lied- transkriptionen wie Mussorgskis Zyklus sind ungefähr zur selben Zeit entstanden, sie setzen beide eine große Virtuosität des Pianisten voraus, sie nutzen beide die klanglichen, klangfarblichen und dynamischen Möglichkeiten des Flügels voll aus, und natürlich handelt es sich in beiden Fällen um Programmmusik.“
Liszt schrieb mehr als 140 Bearbeitungen von Liedern anderer Komponisten. Man kann sich heute kaum vorstellen, dass die Werke von Franz Schubert damals wenig bekannt waren. Beim Publikum waren Liszts Miniaturen sehr beliebt, so dass er sie in seinen Programmen häufig spielte. Es wird berichtet, dass 1840 bei einem Konzert in Leipzig ein Teil der Zuhörer auf die Stühle gestiegen sein soll, als Liszt seine Erlkönig-Bearbeitung vortrug. Sie wollten sein Klavierspiel nicht nur hören, sondern auch sehen.
Verwundern wird das nicht, denn der Virtuose hat in seinen Arrange- ments die ohnehin schon komplexen Werke Schuberts mitunter noch einmal deutlich aufpoliert. Zum einen hat er natürlich die Gesangs- stimme in den Klaviersatz integriert. Zum anderen verstärkte er die Wirkung durch Füllstimmen, Oktavierungen, Tonverdoppelungen und ähnliche Kunstkniffe; die geradezu orchestralen Effekte, die er damit erzielte, haben auch seine Nachfolger beeindruckt. Mussorgskis Bilder einer Ausstellungen wiederum sind so reich an Klangfarben, dass etliche Komponisten dadurch zu Orchesterversionen inspiriert wurden.
Mordvinov, wie er im Englischen geschrieben wird, zündet auf seiner CD ein pianistisches Feuerwerk. Der junge Pianist gestaltet sorgsam, für meinen Geschmack gelegentlich etwas zu romantisch, und durchdacht. Er musiziert auf einem Bechstein, was einen etwas helleren, weicheren Klang bringt und zu seiner Interpretation sehr gut passt. Mordwinow bringt die zarten Töne zum Leuchten; er scheut aber auch die dramatische Zuspitzung nicht - und sein Erlkönig ist wirklich gruselig.
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