„Warum sollten wir die Brandenbur- gischen aufführen und im Studio produzieren, wo es doch schon so viele exemplarische Aufnahmen auf dem Markt gibt?“ Das Ensemble Concerto Köln hat diese Frage sehr ernsthaft diskutiert – und sich dann doch zu einer Einspielung ent- schlossen. Die Musiker sahen durchaus Möglichkeiten, die populären Werke in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Dazu hat das Ensemble in erster Linie in Bachs Noten geschaut – mit geschärftem Blick und dem Ziel, den bestehenden Sichtweisen Neues hinzuzufügen. Insbesondere beim Klang und bei der Instrumentierung fanden sich da tatsächlich Ansatzpunkte.
So entschied sich Concerto Köln, wie schon bei der Einspielung von Bachs Orchestersuiten, bei der Stimmung erneut für den Kammerton 392 Hertz, der zu Bachs Zeiten in Frankreich gebräuchlich war. „Im tiefen Kammer- ton erscheinen die hohen Passagen der Trompete deutlich idiomatischer und es ist ein weicheres Zusammmenspiel im Solistenquartett möglich“, erläutert Lorenzo Alpert, Fagottist des Ensembles. Dafür musste allerdings die Trompete entsprechend angepasst werden – denn der Kammerton liegt heute im modernen Sinfonieorchester teilweise sogar über 440 Hertz.
Hohen Aufwand betrieb das Ensemble zudem um die „Fiauti d’Echo“, die Bach im vierten Konzert vorsieht. Sie wurden nach alten Zeichnungen und Beschreibungen von dem Schweizer Flötenbauer Andreas Schöni nach- gebaut. Entstanden sind Doppelflöten, die auf der einen Seite laute und auf der anderen Seite leise Töne produzieren. Allerdings ist der Effekt erstaun- lich dezent; so kann das ein Flötist auch auf der Altblockflöte spielen, wenn diese halbwegs Qualität hat.
Nachgedacht haben die Musiker zudem über die Besetzung der Continuo-Gruppe; dafür wurden jeweils Violone und Cembalo mit Sorgfalt ausge- wählt. So entschied sich das Ensemble insbesondere beim vierten und fünften Konzert für ein Instrument nach Johann Heinrich Gräbner, nachgebaut 2001 von Christian Fuchs. Die sächsische Clavierbauer-Dynastie Gräbner genoss einst einen hervorragenden Ruf. Sie baute klangschöne Cembali, und weil einer der Gräbner-Söhne zu den Schülern Bachs gehörte, wird angenommen, dass der Thomaskantor mit diesen Instrumenten vertraut gewesen sein sollte.
Auch sonst achten die Musiker auf viele kleine Details. Wer die Konzerte gut kennt, der wird sich daran erfreuen. Concerto Köln – das steht für historische Aufführungspraxis auf höchstem Niveau; nicht umsonst haben die Musiker zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Überraschungen sind da nicht zu erwarten, doch wer Präzision und Seriosität schätzt, der wird diese Aufnahme anderen vorziehen.
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