Für seine zweite CD bei dem Label Genuin hat das Kammerorchester I Tempi aus Basel Musik von Othmar Schoeck (1886 bis 1957) ausgewählt. Ursprünglich wollte der Schweizer Komponist Kunstmaler werden, wie sein Vater. Doch dann entschied sich Schoeck, der schon vom Kindesalter an das Klavierspiel erlernt und seine Fähigkeiten am Zürcher Konservatorium perfektioniert hatte, für die Musik. Auf Einladung von Max Reger studierte er 1907/08 ein Jahr lang in Leipzig. Danach kehrte er nach Zürich zurück.
Schoeck wirkte in erster Linie als Dirigent und als Klavierbegleiter, und er komponierte. Sein Werk umfasst einige Opern, ein wenig Klaviermusik, eine Handvoll Konzerte, einige Stücke für Orchester, und viele, viele Lieder. Auch wenn sein Name eigentlich nur Experten ein Begriff ist – Schoeck gilt als einer der bedeutendsten Liedkomponisten des 20. Jahr- hunderts.
Auf diesem Album präsentieren die Musiker um Gevorg Gharabekyan aber ausgewählte Instrumentalmusik: Zu hören sind die Suite As-Dur für Streichorchester op. 59, das Violoncellokonzert op. 61 und Sommernacht op. 58, eine kleine Tondichtung nach einem Gedicht von Gottfried Keller.
Als Schoeck das Werk 1945 schrieb, für die Bernische Musikgesellschaft, konnte er nicht ahnen, dass diese pastorale Intermezzo sein erfolg- reichstes Musikstück werden sollte. Wie es Kellers Gedicht berichtet – wer es nicht kennt, der findet es im Beiheft – sind in der Musik, umfasst vom Ein- und Auszug der jungen Burschen, die leuchtenden Glühwürmchen, das Zirpen der Grillen, das Blinken der Sicheln, das fröhliche Treiben der Landleute und das Zwitschern der Vögel am frühen Morgen deutlich zu hören.
Das Kammerorchester I Tempi spürt sensibel den Details dieser Programmmusik nach. Es findet dabei einen ganz eigenen Ton, der sich von jenem der ersten CD mit Werken von Antoine de Lhoyer, Antonin Dvořák und Edward Elgar deutlich unterscheidet. Schoeck wirkt herber, rauer; Kontrapunktik, Harmonik und Instrumentierung kombiniert er in einzigartiger Weise. Und die Streicher von I Tempi lassen uns seine Musik wie unter der Lupe erleben. Auch die Suite und das Cellokonzert spielen die Musiker ausdrucksstark, wobei Solist Christoph Croisé dort einen ganz besonderen Glanzpunkt setzt. Unbedingt anhören, diese Aufnahme hat Referenzstatus.
Montag, 23. Juli 2018
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