Glaube, Liebe, Hoffnung – Paulus preist sie in seinem Brief an die Korinther, und immer wieder haben darauf auch Musiker Bezug genommen. Das Ensemble Wunderkammer schließt sich dem an, und kombiniert auf dieser CD drei geistliche Vokalwerke des 17. Jahrhunderts mit Sonaten von Dario Castello (vor 1600 bis um 1650), die jeweils auf ihre Art das Bibelzitat ausdeuten: „Wir hören Kampf und Schlacht, Sinnlichkeit und Sehnsucht, Warten und große Feste, Jubel, Zorn“, schreiben die Musiker im Beiheft. „Für uns sind diese Sonaten eine Quelle neuer Ideen gewesen, eine Herausforderung in der Gemeinsamkeit des Ensembles. Sie erzählen die Geschichten der Vokalwerke untergründig weiter oder bereiten sie vor, sie verwandeln ihre Affekte oder kontrastieren sie.“
Wir hören die Klage des Königs David um seinen Sohn Absalom, der gegen den Vater in die Schlacht gezogen und dabei zu Tode gekommen ist – in den Symphoniae Sacrae I bewegend in Musik gesetzt von Heinrich Schütz (1585 bis 1672); ein Meisterwerk der Textauslegung mit musikalischen Mitteln.
Wie bist du denn, o Gott, in Zorn auf mich entbrannt von Johann Christoph Bach (1642 bis 1703) ist ein ausdrucksstarkes Lamento; und während der Sänger in seinem Monolog grübelt, spiegelt auch der virtuose Violinpart die Gefühle des Verzweifelten – auch dieses Stück, geschaffen von einem Cousin von Johann Sebastian Bachs Vater, gehört zu den ganz großen Kunstwerken der Musikgeschichte.
Christian Geist (um 1650 bis 1711) stammte aus Güstrow, und wirkte später in Kopenhagen und Stockholm. In seinem kurzen Stück Es war aber an der Stätte schildert er die Grablegung Christi. „Das Stück lässt sich modern hören als eine Umschreibung von Abwesenheit“, schreiben Sarah Perl und Peter Uehling in ihrem Begleittext: „Das Heilsgeschehen, die Hoffnung wird nicht explizit, der Text ist buchstäblich eine ,Perikope', ,herumgeschnitten' um das Eigentliche. Gerade aber vom Abwesenden und Unbeschworenen geht ein Kraftfeld aus.“ Ein großartiges Album mit einem klugen Konzept; Hans Wijers, Bass, sowie das Ensemble Wunderkammer musizieren nicht nur hörenswert, sie ermutigen auch und regen zur Reflektion an: „Das heißt auch, dass wir alle die Kraft haben zum Glauben, zum Lieben und zum Hoffen. Jederzeit und immer. Niemand kann es uns nehmen. Wir brauchen es nur zu tun.“
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