Dienstag, 4. Januar 2022

Christopher Tye: Complete Consort Music (Linn Records)

 

„Sing ye trew & care not, for I am trew, feare not“ – so notierte Christopher Tye in seinen Noten. Der Renaissancekomponist, geboren um 1505 und gestorben 1573, gehörte in einer schwierigen Zeit zu den führenden Komponisten geistlicher Vokalmusik. Denn er erlebte vier Herrscher, die jeweils einem anderen christlichen Glauben frönten, und diesen ebenfalls von ihrem Volk einforderten – notfalls mit Schwert und Scheiterhaufen. 

Das preisgekrönte Consort Phantasm allerdings widmet sich mit dieser Einspielung den Instrumentalkompositionen Tyes. Seine Werke, die zu den frühesten überlieferten Beispielen für Kammermusik gehören, haben es durchaus in sich. Ein gutes Beispiel dafür gibt Trust (wer will, kann hier in die Noten schauen); dieses Stück aus den 21 In nomines trägt seinen Namen, wie jedermann beim Blick in diese Partitur bald erkennen wird, sehr zu recht. 

Auch in Sit Fast – obwohl das Stück nur dreistimmig ist und auf den ersten Blick gar nicht so schwierig aussieht – werden die rhythmischen Fähigkeiten der Musiker durch die schwindelerregende metrische Komplexität auf Herz und Nieren geprüft. Das oben angeführte Zitat darf man also durchaus ernst nehmen. 

Das Consort Phantasm navigiert gekonnt und mit Spielfreude durch die mitunter derben musikalischen Scherze des Engländers. Enormes Hörvergnügen, meine unbedingte Empfehlung! 


Keine Kommentare: