Samstag, 1. Januar 2022

Daniil Trifonov - Bach: The Art of Life (Deutsche Grammophon)


 Eine sehr persönliche Sicht auf das Schaffen Johann Sebastian Bachs offenbart dieses Doppelalbum. Um Die Kunst der Fuge, als spätes Meisterwerk, hat Daniil Trifonov Werke der vier komponierenden Söhne Bachs gruppiert, sowie eine Auswahl an kleinen Stücken aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach und zwei „Schicksalsstücke“, die eng mit der Biographie des Komponisten verknüpft sind: Die Chaconne aus der Partita für Violine solo BWV 1004 erklingt in einer Transkription für linke Hand von Johannes Brahms, und der berühmte Choral Jesus bleibet meine Freude in der bekannten Version von Myra Hess.

Daniil Trifonov befragt die alten Kompositionen aus einer sehr zeitgenössischen Perspektive. Der Pianist spielt Bach selbstverständlich am modernen Konzertflügel, und schon nach wenigen Takten ist dem Zuhörer klar, dass es ihm keineswegs um eine historisch adäquate Interpretation geht. Spätestens beim Anhören seiner Version von Die Kunst der Fuge stellt man ernüchtert fest: Für Trifonov ist Bach nicht Anfang und Ende aller Musik, sondern eher ein Accessoire, das zur Selbstinszenierung genutzt wird. Klavier freilich spielt der Mann genial – aber reicht das aus? 

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