Samstag, 8. Januar 2022

Anton Diabelli: Works for Flute and Guitar (MDG)


 Anton Diabelli (1781 bis 1858) ist durch Beethovens Diabelli-Variationen vielen Musikfreunden zumindest dem Namen nach bekannt. Doch der umtriebige Verleger, der es immerhin bis zum k.u.k. Hofmusikalienhändler brachte, war auch ein begnadeter Arrangeur und Komponist. 

Diabelli hatte eine überaus solide musikalische Ausbildung genossen. Ersten Unterricht erhielt er bei seinem Vater, der selbst Musiker war. Später förderte ihn Michael Haydn. Eigentlich sollte Diabelli Priester werden; deshalb trat er als 19jähriger in ein Zisterzienserkloster ein. Nachdem dieses 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst worden war, ging er nach Wien.

Dort konnte er sich rasch als Klavier- und Gitarrenlehrer etablieren, und gründete 1817 seinen Musikverlag. Auch wenn das bekannteste Werk, das er publiziert hat, ohne Zweifel Beethovens 33 Veränderungen über einen Walzer von A. Diabelli op 120 sind – sie gelten als letzte große Klavierkomposition des Meisters – so erweisen sich auch die Stücke, die Diabelli selbst geschrieben hat, durchaus als beachtlich. Klavierschüler schätzen seine Übungsstücke. Und auf dieser CD zeigen Flötistin Helen Dabringhaus und Gitarristin Negin Habibi, als Duo Images, dass sich auch die Beschäftigung mit den Werken Diabellis für Flöte und Gitarre lohnt. 

Am Anfang und Ende der Einspielung sind Bearbeitungen von Ouvertüren Gioacchino Rossinis zu hören. Die Opern Rossinis waren beim Publikum sehr beliebt, und so wollten die Leute die populären Melodien auch zu Hause hören. Deshalb waren Bearbeitungen, die man unproblematisch selbst spielen konnte, seinerzeit sehr gefragt – und Diabelli konnte jede Menge davon liefern. 

Das galt natürlich auch für das Schaffen anderer berühmter Komponisten. Ein faszinierendes Beispiel dafür präsentieren Dabringhaus und Habibi auf ihrer CD: Ein Pot-Pourri aus Beethovens beliebtesten Werken so zusammenzustellen wie seinerzeit Diabelli – der dazu ebenso gnadenlos wie effektvoll Abschnitte, mitunter auch nur ein paar Takte, aus Sinfonien sowie aus der Kammermusik Beethovens miteinander kombiniert hat –, das würde heute wohl niemand mehr wagen. 

Sehr beeindruckend ist auch das Duo d’après d’un Quatuor de Rode. Pierre Rode war ein gefeierter Geigenvirtuose, und weil in seinen Werken die brillante Solovioline durch die restlichen Streicher begleitet wird, bietet es sich an, den virtuosen Solopart auf die Flöte zu übertragen und durch die Gitarre begleiten zu lassen. Hinreißend schöne Melodien in abwechslungsreichen Sätzen, kunstvoll durch die Gitarre begleitet, bieten auch die beiden Grande Sérénades op. 67 und op. 99. Diabelli erweist sich einmal mehr als ein Routinier ohne Scheu vor der galanten Unterhaltungsmusik. Und die beiden jungen Musikerinnen vom Duo Images zelebrieren seine Stücke mit schönem Ton und ausgeprägter Spielfreude. Bravi! 

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