"Hamburg besitzt gegenwärtig außer dem Herrn Kapellmeister Carl Philipp Emanuel Bach keinen hervorragenden Tonkünstler, dagegen gilt dieser auch für eine Legion", berichtete einst der englische Musikhistoriker Charles Burney. Bachs Dienstherr, der König von Preußen, wusste schon, warum er den Musiker ungern ziehen ließ, als dieser 1767 als Nachfolger seines Taufpaten Georg Philipp Telemann die Stelle des Musikdirektors der fünf Haupt- kirchen in der Hansestadt nebst dem Kantorenamt am Gymnasium Johanneum übernehmen wollte.
Dennoch ist der "Hamburger Bach" auf dem Musikmarkt erstaunlich wenig präsent. In den 80er Jahren hatte das Label Capriccio daher viele seiner Werke mit exzellenten Musikern eingespielt. Jetzt erleben diese phantastischen Aufnahmen eine Neuauflage bei der Phoenix Edition, die nicht ohne Grund so heisst. Denn sie wird geleitet von Johannes Kernmayer, der mehr als 20 Jahre lang auch das Label Capriccio verantwortet hat.
Capriccio aber war eine Tochter der Delta Music, und wurde daher von der Insolvenz der Mutter getroffen. Dass Kernmayer nun diese Aufnahmen veröffentlichen kann, lässt darauf hoffen, dass er auch die restlichen Bestände des Nischenlabels vom Insolvenzverwalter er- werben konnte. Die Künstler jedenfalls scheinen ihm treu zu bleiben, was für die Zukunft auf viele spannende neue Produktionen unter dem Label Phoenix hoffen lässt.
Wer sich für das Schaffen des "Hamburger Bach" interessiert, der soll- te sich jedenfalls das Raritätenpaket, das Kernmayer hier zusammen- gestellt hat, auf keinen Fall entgehen lassen. Die Sinfonien mit dem Kammerorchester "Carl Philipp Emanuel Bach" unter Hartmut Haen- chen, die Orgelkonzerte mit Roland Münch und die Flötenkonzerte mit Eckart Haupt und demselben Orchester, die Oboenkonzerte mit Burkhard Glaetzner und dem Neuen Bachischen Collegium Musicum Leipzig unter Max Pommer (als Zugabe enthält die CD noch ein Kon- zert für Oboe, Streicher und Basso continuo von Johann Christian Bach mit Glaetzner und dem Kammerorchester Berlin), die Flöten- sonaten mit Eckart Haupt, Armin Thalheim und Siegfried Pank, eine Auswahl aus den Clavierwerken mit Linda Nicholson am Clavichord oder Vokalwerke mit der Rheinischen Kantorei und dem Kleinen Konzert unter Hermann Max - in der Qualität wird man das so bald wohl nicht wieder finden. Meine Empfehlung!
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