"Irgend ein witziger Kopf cha- rakterisiert die drey Brüder Bach, als Künstler sehr treffend also: Als Künstler: Friedemann Bach (der hallische) ist Meister im Hell-Dunkel, Emanuel (der hamburgi- sche) im Grau in Grau, Christian (der Londoner) in vielfarbigen Blumenstücken nach der Natur", schrieb 1799/1800 ein anonymer Autor in der Allgemeinen Musika- lischen Zeitung: "Vielleicht könnte sie auch so als Künstler und eini- germaßen auch als Menschen - was sich ja ohnehin nur in der Idee trennen lässt - von einander un- terscheiden: Friedemann wollte in Arbeiten nur sich Genüge leisten, Emanuel mehr Kennern und Liebhabern, Christian mehr Liebhabern und Virtuosen. Friedem. stieß daher von sich, Eman. interessierte, Christ. wurde beliebt. Friedem. blieb roh, Eman. kultivirt, Christ. polirt. Friedem. darbte deshalb, Eman. hatte genug, Christ. bekam zum Verschwenden. (...) Friedem. fand fast nur Feinde, Eman. viel Freunde, Christ. noch mehr Gesellen. Friedem. achtete den mittleren Bruder mäßig, verachtete den jüngern; Eman. achtete den ältern hoch, den jüngern mäßig; Christ. lachte beyde aus."
Johann Christoph Friedrich, den "Bückeburger Bach", ließ der unbe- kannte Musikkritiker bei dieser Betrachtung gleich außen vor; er war ein versierter Klaviervirtuose, und seine Werke befanden schon seine Zeitgenossen für zu gefällig-höfisch. Sein Sohn Wilhelm Friedrich Ernst Bach ging bereits mit 18 Jahren zu seinem erfolgreichen Onkel nach London, und wurde ebenfalls ein gefeierter Pianist. Er war der letzte Bach, der in der Musikgeschichte eine Rolle spielte.
Diese CD versammelt Kammermusik für zwei Flöten, die von den Bach-Söhnen sowie dem Enkel Wilhelm Friedrich Ernst komponiert worden ist. Die Trios sind stilistisch, in ihrer Besetzung wie in ihren technischen Anforderungen höchst unterschiedlich. Es handelt sich aber durchweg um gehobene Hausmusik für Kenner und Liebhaber. Sämtliche Stücke sind klangschön. Doch sie zeigen auch, dass selbst im Hause Bach lang nicht alles vom Genie umkränzt war, was da auf Notenpapier gelangte.
Die Flötisten Hansgeorg Schmeiser und Jan Ostrý musizieren gemein- sam mit der Bratschistin Eszter Haffner, Othmar Müller am Violon- cello und Ingomar Rainer, Cembalo. Sie spielen harmonisch zusam- men, wie aus einem Atem, und machen so die mitunter etwas zur Länge neigenden "Selbstspiel-Stücke" auch zu einem Hörvergnügen.
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