"Die Sonaten und Partiten für Solovioline sind gitarristisches Standardrepertoire geworden", begründet Yang ihre Auswahl. "Ich arbeite schon seit einigen Jahren an diesen Werken und mag sie wirklich gern. Deshalb fragte ich mich, ob nicht auch Bachs wunderbare Violinkonzerte auf der Gitarre möglich wären." Die Musikerin stellte fest, dass sich die Violinstimme auf der Gitarre spielen ließ. "Außerdem sah ich, dass Bach die beiden Konzerte selbst für Cembalo bearbeitet hatte. So bekam ich eine gute Vorstellung davon, wie sie auf einem mehrstimmigen Instrument klingen könn- ten, und das prägte meine Transkription." Auch das d-Moll-Cembalo- konzert soll ursprünglich ein Violinkonzert gewesen sein. Es war aber deutlich schwieriger, es für Gitarre zu arrangieren, berichtet Yang, "weil die Musik so intensiv und so sehr aufs Cembalo zugeschnitten ist".
Bei der Arbeit an den Konzert-Arrangements orientierte sie sich an Bachs Bearbeitungspraxis. "Die Werke sollte wie Gitarrenkonzerte klingen", so Yang. "Ich nahm mir also Bachs eigene Cembalo-Ein- richtungen der Violinkonzerte vor, um damit meine Gitarren-Transkriptionen zu beseelen, und orientierte mich am stilistischen Vorbild seiner Lautentranskriptionen." Um den Klang der Gitarre zur Geltung kommen zu lassen, entschied sich die Musikerin zudem für die Begleitung durch ein Streichquartett.
Die drei Konzerte ergänzte Yang durch das erste Präludium BWV 846 aus dem Wohltemperierten Clavier, transponiert von C-Dur nach A-Dur, ansonsten aber textgetreu vorgetragen auf einer siebensaitigen Gitarre von Paul Fischer. Bei den Konzerten spielt die Gitarristin ein klangstarkes Instrument von Greg Smallman, für die Solowerke eine Gitarre mit Fichtendecke aus der Werkstatt von Karl-Heinz Roem- mich mit einem hellen, klaren Klang - was ohne Zweifel insbesondere für die Violinsonate g-Moll BWV 1001 exzellent passt. Sie hat Yang für diese CD ausgewählt, "weil Bach die Fuge dieses Werkes selbst für Laute eingerichtet hat und sie mich als erstes zu den Violinkonzerten führte." Um der Gitarre gerecht zu werden, erklingt die Solosonate allerdings in a-Moll. Und zum Abschluss gönnt sich die Gitarristin das berühmte Air aus der Orchestersuite D-Dur BWV 1068.
Yang beherrscht ihr Instrument grandios gut - doch diese spieltech- nische Stärke verleitet die Gitarristin, mitunter auch zuviel des Guten zu tun. Ihre Arrangements erscheinen romantisch; man meint mitunter, eher Vivaldi zu hören als Bach, und mitunter erscheint mir da die Grenze zum Kitsch überschritten. Wer eine Synthese aus Bach und Flamenco mag, der wird diese CD lieben - mein Geschmack ist sie eher nicht.
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