„Die erste Begegnung mit Joseph Haydn hatte ich als etwa Acht- jährige“, berichtet die Musikerin im Beiheft zur CD. „Ich übte wacker an seinem Violinkonzert in G-Dur, das von gut meinenden Herausgebern des frühen 20. Jahrhunderts mit zahlreichen ,Ver- besserungen' im Text versehen war, denn das Original erschien dem Zeitgeschmack nicht virtuos oder interessant genug. Natürlich nahm ich dies und auch den Klavierpart zur Begleitung als naturgegeben hin.“
Mittlerweile hat sich der Blick auf die Werke Haydns geändert. Betrachtet man diese nicht aus der Perspektive der Spätromantik, dann wird man feststellen, dass sie neben den bekannten Konzerten von Mozart und Beethoven durchaus bestehen können. Wer achtsam damit umgeht, der wird die Qualitäten dieser Musik bald erkennen. „Die überreiche Farbpalette Haydns kommt hier bereits zur vollen Entfaltung: sein feinsinniger bis sardonischer Humor, seine Beherzt- heit, Tiefgründigkeit funkelnde Intelligenz und seine bisweilen bodenlose Einsamkeit – immer wieder durchsetzt mit volkstümlichen Elementen“, begeistert sich Seiler für ihre Entdeckung.
Die Geigerin musiziert präzise und schnörkellos mit dem schlank besetzten Concerto Köln. So entsteht ein Dialog voll Witz und Charme. Aufnahmen wie diese werden ganz sicher dazu beitragen, dass Haydn im Konzertbetrieb angemessen berücksichtigt wird – seine Violin- konzerte jedenfalls sind keineswegs Werke nur für Spezialisten. Und die Romanze für Violine und Orchester von Johann Peter Salomon (1745 bis 1815) erweist sich als attraktive Zugabe. Bravi!
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