Jeder Gitarrenschüler kennt Musik von Fernando Sor (1778 bis 1839). Der Virtuose hat seinerzeit, offenbar mit resigniertem Blick auf den Markt, zahlreiche ultra-leichte Stücke geschrieben. Mit dieser CD bricht der renommierte Gitarrist Frank Bungar- ten eine Lanzen für den anderen Teil dieser stets wohlklingenden Werke – die Gitarrenmusik, die man wirklich üben muss.
Man stellt verwundert fest, dass es sich auch hier um Etüden handelt. Mit den üblichen Übungsstücken, an denen Musiker technische Abläufe oder aber ihre Geläufigkeit schulen – und die des öfteren auch ziemlich langweilig klingen – haben diese Werke nichts gemein. Man höre nur die Flageolett-Etüde, die einen vollständigen Liedsatz in die Obertöne verlegt. Doch auch die „kleinen“ Etüden aus op. 6 wirken keineswegs trivial.
Aus 97 Etüden, die in fünf Bänden erschienen sind, hat Bungarten seine persönlichen Favoriten ausgewählt und daraus ein anspruchsvolles Konzertprogramm zusammengestellt. „Tiefer Vertraute erkennen in den Etüden grundweg die Essenz der charakteristischen, eigenständigen Tonsprache des Fernando Sor“, schreibt der Gitarrist im Beiheft zu dieser CD: „Das verfeinerte Ausdrucksspektrum seiner Vorhaltsharmonik. Den Nachklang opernhafter Dramatik neben den zarten, verwehten Miniatu- ren. Die heroische In-die-Welt-hinaus-Gebärde des Napoleonanhängers und die elegische Melodik seiner russischen Lebensphase. Die Momente unschuldiger Anmut oder beinahe Schubertscher Gebrochenheit.“
Und all das findet sich auch im Spiel des Gitarristen wieder. Bungarten musiziert großartig. Jede Phrase ist mit Sorgfalt gestaltet, jede Stimme liebevoll herausgearbeitet – das ist Sor mit Noblesse, man freut sich über jedes Stück und jede einzelne Minute. Bravo! Und gern mehr davon.
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