Eine kostbare Rarität haben die Basler Madrigalisten gemeinsam mit Musica Fiorita unter Daniela Dolci auf dieser CD zugänglich gemacht: Nur in einem einzigen Exemplar erhalten ist das Epinicion Marianum pro solemnioribus festivitatibus magnae Matris Virginis Mariae, ein Sammelband mit 18 Motetten von Valentin Molitor (1637 bis 1713), erschienen 1683 in St. Gallen. Es wird heute in der Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln in der Schweiz aufbewahrt. Eine Auswahl aus diesem Sammelband wird auf der CD vorgestellt – vorgetragen in jener herausragenden Qualität, wie man sie von den Projekten aus dem Umkreis der Schola Cantorum Basiliensis mittlerweile erwartet.
Valentin Müller – latinisiert Molitor – stammt aus Rapperswil, und trat beizeiten in die Fürstabtei St. Gallen ein. 1656 legte er dort seine Profess ab, 1662 erhielt er die Priesterweihe. Aus dem Jahr 1660 datieren erste Belege über seine Tätigkeit als Komponist. 1666 wurde Molitor Organist an der Benediktiner-Stiftskirche des Fürststifts Kempten.
1672 kehrte der Mönch in sein Kloster zurück, wo er ebenfalls als Organist sowie als Orgellehrer tätig wurde. 1683 erhielt er das Amt des ersten Kantors der Kapelle von St. Gallen; später wurde der Pater dann zum Kapellmeister ernannt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in der Abtei Weingarten in Württemberg.
Epinicion Marianum enthält Musik für Marienfeste – jeweils zwei fünf- stimmige Motetten und eine Solo-Motette, stets mit zwei obligaten Violinen, und ad libitum durch weitere Instrumente zu begleiten. Das erscheint insofern spannend, als es seinerzeit im Kloster St. Gallen nur zu außergewöhnlichen Feierlichkeiten gestattet war, derartige Musik aufzu- führen.
Noch 1681 hatte Fürstabt Gallus Alt verfügt, die Verspergottesdienste zu den liturgischen Festen seien in falsobordone zu singen, und eben nicht in canto figurato. Molitors Komposition erscheint so als ein Versuch, den Abt umzustimmen. Gelungen ist das wohl nicht; 1686 wiederholte der Fürstabt seine Anweisung.
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