An der schönen blauen Donau, da lebte einst so mancher talentierte Komponist. Rie Koyama, eine exzellente Fagottistin, hat für ihre zweite Genuin-CD gemeinsam mit dem Pianisten Clemens Müller das musikalische Idiom der ehemaligen k.u.k.-Staaten erkundet.
Die beiden Musiker haben dabei einige faszinierende Werke entdeckt. Nicht alle davon sind, zugegebener- weise, im Original für das Fagott entstanden. Doch warum soll man nicht aus einer Sonate für Horn und Klavier in F-Dur, die Ludwig van Beethoven seinerzeit für den brillanten böhmischen Hornisten Johann Wenzel Stich – bekannter unter seinem Künstlernamen Giovanni Punto – geschrieben hat, ein Werk für Fagott und Klavier machen? Schließlich hat Beethoven selbst seine Sonate auch für das Violoncello bearbeitet.
Das Andante e Rondo ongarese hat Carl Maria von Weber seinerzeit selbst für Fagott bearbeitet. Entstanden ist die charmante, theatralische Musik allerdings nicht an der Donau, sondern in Stuttgart. Weber schrieb es für seinen Bruder, der im nahen Ludwigsburg seine Brötchen als Bratscher verdiente.
In Ersteinspielung erklingt das Morceau de Salon für Fagott und Klavier op. 230 von Johann Wenzel Kalliwoda. Der Prager Geiger spielte zunächst im Orchester des Prager Opernhauses. 1822 wurde er Hofkapellmeister in Donaueschingen, dort, wo aus Brigach und Breg die Donau entsteht. Kalliwodas Salonstück wirkt wie eine Kreuzung aus böhmischem Volkstanz und Mendelssohns Liedern ohne Worte; angerichtet wird es von Koyama mit einer Prise virtuosem Spielvergnügen, man höre nur das Finale.
Glaubt man einem Brief Wolfgang Amadeus Mozarts an seinen Vater, dann hat der 25jährige eines seiner schönsten Kammermusikwerke in einer knappen Stunde zu Papier gebracht. Und weil die Sonate für Violine und Klavier G-Dur KV 379 so effektvoll und rundum gelungen ist, wagen sich Koyama und Müller an eine Fagott-Version. Hier können sich die Musiker bestens präsentieren. Das gilt nicht nur für die rasanten Passagen. Die Kantilene von Rie Koyama hat Schmelz und mitunter einen derart hell eingefärbten Ton, dass man beinahe vergisst, dass hier ein Instrument zu hören ist, das oftmals nur den Continuo-Part mitspielen darf.
Den Abschluss dieses mitreißenden Programmes bildet die Fantaisie Pastorale Hongroise op. 26 von Franz Doppler, ursprünglich entstanden für Flöte und Orchester. Der Komponist, der zu den Mitbegründern der ungarischen Musikkultur des 19. Jahrhunderts gehörte, zündet in diesem Werk ein wahres Feuerwerk. Das lässt sich erstaunlicherweise auch auf dem Fagott spielen, wie Koyama beweist. Was für ein Temperament! Und ein Bravo auch an Clemens Müller, der die junge Musikerin sehr versiert begleitet.
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