„Nell'Uffizio del Giovedi Santo e dei due giorni seguenti vi è un tal misto di lugubre e di affettuoso, che sente di superna consolazione, e di un santo salutevole orrore riempiesi l'anima de chi attentamente e divotamente vi assiste“, schreibt Abt Antonio Mazzinelli über die Gottesdienste am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag. Die Tenebrae werden in der Nacht gefeiert – und nach jedem Psalm wird auf einem speziellen Leuchter eine Kerze gelöscht, bis zum Schluss nur noch eine einzige leuchtet. Sie wird nach dem Benedictus brennend hinter dem Altar aufgestellt, und symbolisiert die Auferstehung Christi.
Der Gottesdienst ist eine einzige Klage. Es wird kein Hymnus gesungen, und kein Segen gespendet. Die Stimmung der Karwoche, die Abt Mazzinelli so treffend beschreibt, gibt keine andere Komposition so bewegend wieder, wie die 1611 veröffentlichten Tenebrae-Responsorien Gesualdos. Um es gleich vorweg zu sagen: Der Compagnia del Madrigale ist mit dieser Einspielung ein großer Wurf gelungen.
Das Ensemble ergänzt Gesualdos Responsoria mit geistlichen Madrigalen bedeutender Zeitgenossen des Komponisten – Luca Marenzio, Pietro Vinci, Luzzasco Luzzaschi und Giovanni de Macque. Außerdem erklingen einige zusätzliche Werke von Gesualdo, so dessen einziges geistliches Madrigal oder aber seine Vertonung des Psalm 30 („In te Domine speravi“). „Nonostante si tratti di musica liturgica, nella nostra lettura abbiamo cercato di evidenziare l'aspetto madrigalistico“, schreibt Tenor Giuseppe Maletto im Beiheft. „Il linguaggio utilizzato da Gesualdo in queste splendide pagine è senza dubbio quello del madrigale. La differenza è nel tema. Non si tratta di pene d'amore di giovane amanti. Tormento, sofferenza, sangue, morte, nei responsori sono reali, tangibili.“ Und daher wagten die sechs Sängerinnen und Sänger der Compagnia del Madrigale eine Interpretation, die nicht in erster Linie auf Schönklang, sondern ganz auf Intensität und auf Ausdruck setzt. Den Hörer erfreut dennoch die perfekte Klangbalance der Stimmen, die hervorragend aufeinander abgestimmt erklingen. Und natürlich wird auch blitzsauber gesungen – was bei den kühnen harmonischen Rückungen Gesualdos schwierig genug ist.
In meiner persönlichen Hitliste der Gesualdo-Einspielungen hat sich die Compagnia del Madrigale mit dieser Drei-CD-Box einen Platz ganz weit an der Spitze gesichert – unmittelbar hinter der legendären Aufnahme mit dem Hilliard-Ensemble, die in den 90er Jahren bei ECM erschienen ist. Und die Musik des Fürsten von Venosa ist unbeschreiblich grandios. Wer bisher der Meinung war, Renaissanceklänge seien etwas für Nostalgiker – hier haben sie geradezu Urgewalt; unbedingt anhören!
Freitag, 8. Mai 2015
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