Mittwoch, 6. Dezember 2017

Daquin: Noveau Livre de Noëls (Brilliant Classics)

Fröhliche Weihnachtsmusik, hinreißend gespielt von Adriano Falcioni an einer historischen Orgel mit ausgesprochen farbenreichen Klang, ist auf dieser CD zu hören: Das Nouveau Livre de Noëls, mit Variationen über französische Weihnachtslieder, gilt als das Hauptwerk von Louis-Claude Daquin (1694 bis 1772). 
Daquin war ein musikalisches Wunderkind. Er erhielt Unterricht bei seiner Patin, der berühmten Cembalistin Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre, und spielte bereits im Alter von sechs Jahren vor Ludwig XIV. Das Orgelspiel lernte er bei Louis Marchand, einem der Organisten des Königs; im Fach Kompo- sition unterrichtete ihn Nicholas Bernier, Kapellmeister der Sainte-Chapelle. Daquin wirkte ab 1739 als Organist der Chapelle Royale und ab 1755 außerdem an der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Leider sind die meisten seiner Werke nicht überliefert.
Das ist schade, denn seine Variationen über Weihnachtslieder zeigen, dass er ein exzellenter Organist und ein hervorragender Improvisator gewesen sein muss. Sie sind stimmungsvoll und abwechslungsreich – und geben Adriano Falcioni Gelegenheit, die klanglichen Möglichkeiten einer ganz besonderen Orgel vorzustellen: Das Instrument des Klosters von Gellone in St-Guilhem-le-Désert, Hérault, wurde in den Jahren 1782 bis 1789 von Jean-Pierre Cavaillé, Großvater des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll, erbaut.
Eigentlich sollte es 27 Register bekommen, bei drei Manualen und einem Pedal, das lediglich über 18 Töne verfügt. Doch der Ausbruch der Französischen Revolution verhinderte seine Fertigstellung. So war die Orgel zwar spielbar, aber das Rückpositiv fehlte.
1974/75 wurden Orgel und Gehäuse zum Denkmal erklärt. Alain Sals, der das Instrument 1968 bereits restauriert hatte, erhielt schließlich auch den Auftrag, es zu komplettieren: 1984 hat Sals das Rückpositiv nach den Plänen Cavaillés errichtet und so die Orgel um die fehlenden neun Register ergänzt. Der Orgelbauer hat sich auch in den nachfolgenden Jahren weiter um die Erhaltung des Instrumentes gekümmert. Seit 2010 liegt die Verantwortung dafür bei Michel Formentelli.
Daquins Noëls klingen auf dieser charaktervollen Orgel prächtig. Falcioni nutzt die vielen unterschiedlichen Register, um farbliche Akzente und Echos zu gestalten. Selbst die Vögel dürfen zwitschern, beim Noël en Musette. Zauberhaft! 

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