Von Reinhard Keiser (1674 bis 1739) sind noch immer wesentlich mehr Anekdoten überliefert als Werke. Das ist ein wenig schade, denn der Musi- ker, der aus Teuchern bei Weißenfels stammte und seine musikalische Aus- bildung unter den Thomaskantoren Johann Schelle und Johann Kuhnau an der Leipziger Thomasschule begann, hat deutlich mehr zu bieten als pikante Geschichten.
Seine erste Stelle erhielt er am Hof zu Braunschweig, wo er 1693 mit Basilius, einem deutschsprachigen Remake von Il re pastore, einen ersten Erfolg als Opernkomponist erreichen konnte. Schon bald zog er weiter nach Hamburg, wo er dann in erster Linie für die Oper am Gänsemarkt komponierte. 1728 wurde er schließlich Kantor am Hamburger Dom; die letzten Lebensjahre widmete Keiser vor allem der Kirchenmusik.
Ob die Markus-Passion tatsächlich von Reinhard Keiser stammt, das ist unter Experten umstritten. So wird das Oratorium auch Friedrich Nicolaus Bruhns (1637 bis 1718) zugeschrieben; dieser war Direktor der Hamburger Ratsmusik und später dann auch Domkantor, und ein Onkel des berühmten Husumer Organisten Nicolaus Bruhns. In jedem Falle aber schätzte Johann Sebastian Bach das Werk; er hat es eigenhändig abgeschrieben, und sehr wahrscheinlich in Leipzig auch aufgeführt.
Die Markus-Passion erinnert in vielen Details an die großen Bach-Passionen. Insofern ist diese Einspielung hochwillkommen. Allerdings wird das Ensemble Parthenia unter Leitung von Christian Brembeck den doch recht hohen Anforderungen nicht wirklich gerecht. So singt Parthenia vocal als Doppelquartett, was zum einen einer dynamischen Differenzierung recht enge Grenzen setzt. Die Turbachöre beispielsweise könnten mehr Wucht gut gebrauchen. Zum anderen sind die Stimmen im Timbre relativ unterschiedlich, was leider mitunter auch als Intonations- problem hörbar wird. Daher kann man diese Aufnahme nicht wirklich empfehlen. Schade.
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