In der Musikaliensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, beim Stöbern in barocken Noten- handschriften, fand Markus Miesen- berger in den Besetzungslisten immer wieder den Namen „Silvio“.
„In einigen Konzerten und bei Wettbewerben sang ich nun ein paar von Silvios Arien und bemerkte, dass mir dieser Gesangsstil ganz besonders gut gefiel“, berichtet der Tenor im Beiheft zu dieser CD. „Ich wurde neugierig und fragte mich, wer denn dieser Silvio gewesen war.“ Er stellte fest, dass es sich um Silvio Garghetti handelt – einen Sänger, der aus Rimini stammte und von 1702 bis zu seinem Tode 1729 als Tenor an der Wiener Hofkapelle engagiert war.
Miesenberger stieß auf 28 Opern und Oratorien, in denen der Sänger im Zeitraum von 1705 bis 1718 in Erscheinung getreten ist. Er sang an der Seite der bekannten Virtuosen jener Zeit, und die Hofkomponisten schrieben umfangreiche und anspruchsvolle Partien für ihn. Sogar Kaiser Joseph I. schuf für Silvio Garghetti eine Arie. In einem Zeitalter, in dem die Rollen der Helden eigentlich für hohen Stimmen komponiert und von Kastraten gesungen wurden, will das schon etwas heißen.
Anhand der Noten, so berichtet Miesenberger, lässt sich zudem die Entwicklung des Sängers vom lyrischen Tenor bis ins dramatische Fach nachvollziehen. „Die Arien wurden so komponiert, dass sie wie Balsam für die Stimme und die Kehle wirken und bei allen technischen Anforderungen ungemein angenehm zu singen sind“, freut sich der Sänger, der auf dieser CD eine Auswahl jener Werke vorstellt, die einst für seinen berühmten Kollegen entstanden sind.
Die Arien Garghettis liegen Miesenberger in der Tat; stilsicher und mit schönem Timbre zeigt er, dass er der hohen Gesangskunst des einstigen Wiener Startenors durchaus gewachsen ist. Dabei assistiert die Neue Wiener Hofkapelle dem Sänger auf das Beste.
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