Es muss nicht immer das Weihnachtsoratorium von Bach sein. Auf dieser CD präsentiert Sony eine Alternative aus Italien, so ganz anders als das gewohnte Weihnachts- programm: Il Verbo in carne von Nicola Antonio Porpora (1686 bis 1768) wurde 1747 oder 1748 in Neapel uraufgeführt und wohl erst kürzlich vom Kammerorchester Basel wiederentdeckt. Auf dieser CD erklingt eine Art Kurzzusammen- fassung dieses Werkes, das eigentlich mehr als zwei Stunden dauert.
Es erzählt die Weihnachtsgeschichte mit Hilfe von allegorischen Figuren: Anstelle von Hirten und Engeln treten in diesem Oratorium Giustizia, Pace und Verità auf, gesungen von Rober- ta Invernizzi, Terry Wey und Martin Vanberg. So diskutieren im ersten Teil des Oratoriums Frieden und Gerechtigkeit über die menschliche Gesellschaft, die doch recht schlecht funktioniert – trotz aller Bibelworte, die eigentlich anderes vorhersagen.
Mit Blick auf die Krippe beschließen die beiden dann, hinabzusteigen, und die Verhältnisse zu verbessern. Im zweiten Teil erfahren sie von der Wahrheit, wie das neugeborene Kind aufgenommen wird. Nach einer wunderbaren Arie, in der der Friede beschreibt, wie das Kind weint, beschließen Gerechtigkeit und Frieden, sich zu küssen, und gemeinsam mit der Wahrheit dafür einzutreten, dass das, was das Kind den Menschen verheißt, Wirklichkeit wird.
Verpackt ist diese Handlung in sehr viel schöne Musik; nicht umsonst war Porpora einer der besten Gesangslehrer jener Zeit – und ein gefragter Opernkomponist. So ist Il Verbo in carne ausgesprochen kunstvoll gestaltet, und noch immer hörenswert. Dem Kammerorchester Basel unter der Leitung von Riccardo Minasi gelingt hier wirklich eine Wiederent- deckung; allerdings wäre es schön, wenn man dieses Meisterwerk der neapolitanischen Schule bald auch komplett anhören könnte.
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