Wie haben Chopins Werke eigent- lich geklungen, als die Solisten noch nicht nahezu durchweg Flügel des Hauses Steinway gespielt haben? Welchen Einfluss hat überhaupt das Instrument, mit dem ein Komponist arbeitet, auf sein Werk?
Dass solche Fragen durchaus interessant sind, zeigen zwei CD aus dem Hause Hungaroton Classic: Alex Szilasi, ein exzellenter ungarischer Pianist, spielt Chopins Polonaisen und die Mazurkas ohne Opus-Nummern auf einem Flügel des Hauses Pleyel.
Diese Klaviermanufaktur wurde 1807 von Ignaz Josef Pleyel in Paris gegründet. Nach seinem Tode 1831 führte sein Sohn Camille den Betrieb weiter, und er etablierte zudem einen berühmten Salon, der zum Treffpunkt der Pariser Musikwelt wurde. Dafür ließ er eigens einen Konzertsaal, die Salle Pleyel, errichten. Zu den ersten Solisten, die dort 1832 musizierten, gehörten die 13jährige Clara Wieck - und Frédéric Chopin.
Die Flügel aus dem Hause Pleyel waren damals weithin berühmt für ihre leichtgängige Mechanik und ihren sonoren, warmen, samtigen Ton. Chopin war von den Instrumenten Pleyels so begeistert, dass er fürderhin nahezu ausschließlich sie spielte. Vom Klang her ist das schon ein Unterschied; auf dem historischen 280er Pleyel-Flügel, der zwischen 1886 und 1890 gebaut wurde und bei vorliegender Aufnahme zum Einsatz kam, ist spieltechnisch längst nicht das möglich, was ein moderner Flügel heute hergibt. Chopin selbst aber dürfte einen noch älteren Bautyp gespielt haben. Denn wenn ich meinen Augen und Ohren trauen darf, so handelt es sich bei diesem Instrument - leider ist aus dem Beiheft nichts zu erfahren - nicht mehr um einen Hammerflügel, sondern bereits um ein Exemplar, das über einen Gussrahmen und Filzhämmerchen verfügt. Dennoch zwingt dieses Instrument den Pianisten zur Präzision, und unterstützt diese durch einen kristallklaren, brillanten Sound. Chopins Werke klingen wie auf Hochglanz poliert; man hört die Polonaisen - seinerzeit nicht nur virtuose, sondern auch hoch- politische Stücke - wie durch eine Lupe. Szilasi spielt grandios. Er entlockt dem Instrument eine ganze Palette an Klangfarben, und zelebriert "seinen" Chopin teilweise humorvoll, mitunter pathetisch. Meine Empfehlung!
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