Bernhard Joachim Hagen war der letzte große deutsche Lautenist. Er starb 1787 in Ansbach; und mit ihm endete eine Epoche. Die Laute jedenfalls wurde als reizvolles Instrument erst 200 Jahre später wiederentdeckt.
Hagen stammte offenbar aus einer musikalischen Familie: Sein älterer Bruder Peter Albrecht Hagen, aus- gebildet als Violinist bei Gemiani in London, war als Organist in Rotterdam erfolgreich. Bernhard Joachim Hagen hingegen kam in jungen Jahren als Violinschüler zu Johann Pfeiffer, dem Kapellmeister des Bayreuther Hofes.
1731 wurde Friedrich von Brandenburg-Bayreuth mit Wilhelmine, der ältesten Tochter des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I., verheiratet. Beide Kinder des Soldatenkönigs begeisterten sich für Musik - Friedrich der Große war bekanntlich ein exzellenter Flötist; Wilhelmine spielte Cembalo und, mit besonderer Hingabe, Laute. In Bayreuth angekommen, engagierte sie als erstes ein Hoforchester. Dort wurde auch Hagen tätig - als Geiger, nicht als Lautenist; bis an sein Lebensende blieb er Kammermusiker am markgräflichen Hof. Wie versiert er auch die Laute beherrschte, das zeigen allerdings seine Werke, die handschriftlich in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg überliefert sind. Sechs seiner Sonaten, für Laute und Streicher, fasst die vorliegende CD zusammen.
Sie erweisen sich als Kabinettstücke allerersten Ranges, die an die Instrumentalisten enorme Anforderungen stellen. John Schneider- man, Laute, erweist sich als versierter musikalischer Partner der renommierten Barock-Violinistin Elizabeth Blumenstock. William Skeen übernimmt einen Cello-Part, der sich zumeist zwar darauf beschränkt, die tiefe Stimme der Laute mitzuspielen. Doch wer da glaubt, dieser Continuo-Part sei simpel, der irrt. Denn einfach ist an diesen Stücken rein gar nichts - das ist galante Virtuosenmusik vom Allerfeinsten, auf dem Wege zur Frühklassik, hier und da aufgepeppt mit einer Prise Empfindsamkeit. Jede dieser Sonaten ist ein Solitär, mit vielen funkelnden Facetten, die entdeckt werden wollen. Und die drei Solisten haben hörbar Vergnügen daran, diese Musik vor dem Museum zu retten. Der Zuhörer wird ihnen dabei dankbar folgen - er ist eingeladen zu einer Entdeckung, wie sie nur selten gelingt.
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