Aufnahmen von Haydns Cello- konzerten gibt es viele - doch diese hier unterscheidet sich gewaltig von allen anderen. Der Grund dafür ist der Solist. Gute und sehr gute Cellisten finden sich weltweit in großer Zahl - doch Wen-Sinn Yang ist, ohne Zweifel, mittlerweile eine Klasse für sich.
Wer sein Cellospiel hört, der ver- gisst, dass das Musizieren harte Arbeit ist, die sehr viel Reflexion und auch sehr viel Disziplin ver- langt. "Haydns Cellokonzerte lassen sich ganz unterschiedlich ,anpacken': historisierend, ein wenig peppig oder - wie wir es nun versucht haben - im besten Sinne klassisch-gediegen und klangschön", erläutert Yang in dem sehr informativen Beiheft. "Die Überlegung, ob man einen gewählten ästhetischen Mittelweg, der ohne Extremismen auskommt, als schwerer oder leichter ansieht, sei dabei hintangestellt. (...)
Ich glaube nicht, dass es in diesen beseelten, von Noblesse gepräg- ten Werken Haydns irgendwelche Schockerlebnisse zu vermitteln gibt. Vielmehr gilt es sicherzustellen, dass sich keine äußerlichen Effekte in den Vordergrund drängen, sich keine bloße Zurschau- stellung intimer Gefühle ereignet, immer eine gewisse Form gewahrt wird."
Schon bei den ersten Takten wird das Wunder hörbar: So beschwingt, so federleicht schwebend, so elegant und mit derart schönem Ton spielt nur Yang diese Werke. Sein Vortrag ist nicht nur enorm präzise, er begeistert auch durch seine ungeheure Musikalität. Es ist ein bisschen so wie mit der berühmten Geige im Märchen, die alle Leute zum Tanzen zwingt: Alles, was Yang anfasst, das beginnt zu klingen.
Damit steckt der Cellist auch seine Mitmusiker an - in diesem Falle die Accademia d'Archi Bolzano, mit der er kongenial harmoniert. Yang schildert das Verfahren so: "Wenn ich gespielt habe, wurde die Streicherakademie Bozen vom Konzertmeister Georg Egger zusam- mengehalten, was für ein Kammerorchester von 15 Instrumenta- listen absolut üblich ist. Damit mich alle genau sehen konnten, habe ich zu den Kollegen hinmusiziert. Bei den Tutti habe ich mir dann erlaubt, ein wenig ,herumzuwedeln', wozu ich vorab auch aufgefor- dert worden bin."
Und weil die CD nach den beiden Concerti in C-Dur und in D-Dur noch ein wenig Platz bietet, gibt es noch ein weiteres Stück, das Musik- freunden sehr bekannt vorkommen wird: "Dahinter verbirgt sich Haydns G-Dur-Violinkonzert", berichtet Yang. "In meinem Eltern- haus gab es davon eine Platte, die ich als kleiner Junge häufig gehört habe. Die Geigenstimme spiele ich nun eine Oktave tiefer auf dem Cello - in der besten Lage des Instruments." Die Idee dazu, so der Cellist, hatte Konzertmeister Egger. "Die Kadenzen stammen von mir. Kadenzen schreiben, das mache ich sehr gerne", lacht Yang. "Dafür bin ich sogar in den ,Cello-Keller', auf die C-Saite, hinabgestiegen. Die Geiger werden sich wundern!"
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