Claude Le Jeune (um 1530 bis 1600) schuf seine Zehn Psalmen Davids 1564, um das Ende des ersten Hugenottenkrieges zu feiern - eine Freude freilich, die nicht lange währte, denn die Gemetzel um die einzig wahre Religion endeten erste 1598 mit dem Edikt von Nantes, das den französischen Protestanten die Bürgerrechte gewährte, zugleich aber den Katholizismus zur Staatsreligion erklärte.
Auch dieser durch Heinrich IV. angeordnete Religionsfrieden hatte langfristig keinen Bestand. Keine hundert Jahre später, 1685, hob Ludwig XIV. mit dem Edikt von Fontainebleau die rechtliche Gleich- stellung der calvinistischen Christen wieder auf. Hunderttausende flohen - in die Niederlande, die Schweiz, und nach Preußen, wo Friedrich der Große die Hugenotten gern aufnahm und den Eifer seiner eigenen Pastoren mit der legendären Bemerkung zu dämpfen suchte, in seinem Lande könne ein jeder nach seiner Facon selig werden.
"Chante à Dieu chanson nouvelle, / Chantez, o terre universelle, / Chantez, & son nom benissez, / Et de jour en jour annoncez / Sa delivrance solennelle", beginnt Le Jeune seine Psalmvertonung mit dem Psalm 96. Auch die anderen Psalmen Davids, die er für dieses Werk ausgewählt hat, sind zum größten Teil Ausdruck des Gottver- trauens und des Dankes. Gesungen wird nicht auf Latein, sondern in französischer Sprache; die Texte entstammen dem 1562 erschienenen Hugenotten-Psalter aus der Feder von Théodore de Bèze.
Musikalisch waren Le Jeunes Psalmvertonungen ebenso revolutionär - mitunter meint man, hier ein Werk Monteverdis zu hören. Doch der war 1564 noch gar nicht geboren. Ob der franko-flämische Komponist seine musikalische Ausbildung, ähnlich wie sein berühmter Lands- mann Orlando di Lasso (1532 bis 1594), zumindest teilweise in Italien erhalten hat, ist unbekannt. Mit Sicherheit aber waren ihm die Neue- rungen, die jenseits der Alpen damals für Furore sorgten, bestens vertraut, und er integrierte diese musikalischen Innovationen in seine eigenen Werke. Der französische Adel wusste das durchaus zu schätzen. Zu den Gönnern Le Jeunes gehörten der Herzog von Anjou - der Bruder Heinrichs III. -, Prinz Wilhelm von Oranien und Heinrich von Navarra, der spätere König Heinrich IV., der Le Jeune 1595 zum Maitre compositeur ordinaire de la Musique de la Chambre ernann- te.
Das Ensemble Ludus Modalis um Bruno Boterf, unterstützt von Yannick Varlet am Cembalo bzw. der Continuo-Orgel, hat die Dix Pseaumes de David für das Label Ramée eingespielt. Dass hier prächtig gesungen wird, steht außer Frage: Einmal mehr ist es dem Engagement von Rainer Arndt zu danken, dass ein wichtiges Werk europäischer Musikgeschichte nun in einer mustergültigen Aufnahme verfügbar ist.
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