Um es gleich vorweg zu schreiben: Vilde Frang gehört nicht zu jenen Geigenmädchen, die, durch die Marketingspezialisten der Platten- firmen hochgelobt, wie die Kome- ten im Feuilleton auftauchen - und ebenso schnell daraus wieder verschwinden. Schon ihre Debüt-CD mit Violinkonzerten von Sibe- lius und Prokofjew zeigte eine sehr eigenständige Künstlerin, die trotz ihrer Jugend durch ihre überwälti- gende musikalische Ausdrucks- fähigkeit begeisterte.
Die Geigerin, die aus Oslo stammt, erhielt dafür inzwischen zahlreiche Preise. Ähnliche Beachtung dürfte auch ihre zweite CD finden, die nun bei EMI Classics erschienen ist. Hier spielt sie zusammen mit dem Pianisten Michail Lifits die Violinsonate Nr. 1 in F-Dur op. 8 von Edvard Grieg sowie die Violinsonate in Es-Dur op. 18 von Richard Strauss. Diese beiden selten zu hörenden Jugendwerke ergänzt sie durch die Sonate für Solovioline BB 124, Sz. 117 von Béla Bartók - ein Stück, das seine Nähe zu Bach nicht verleugnen kann, aber das große Vorbild modern weiterführt, und wesentlich emotionaler.
Alle drei Stücke fordern vom Interpreten ausgeprägte Virtuosität, doch sie belohnen ihn auch durch mitreißende Lebensfreude und eine große Portion Dramatik, was der temperamentvollen Solistin offen- kundig sehr liegt. Das Zusammenspiel mit Lifits wird stellenweise zum musikalischen Wettbewerb, in dem sich die beiden Solisten mit großem Vergnügen zu überbieten trachten. Doch spätromantisches Pathos wird man vergebens suchen. Frang gestaltet ausgesprochen intelligent, und sie verfügt über eine enorme Palette an insbesondere auch dunklen Klangfarben, die sie sehr geschickt einsetzt. Von dieser jungen Solistin werden wir ohne Zweifel in der Zukunft noch sehr viel hören - man darf gespannt bleiben.
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