Zum Abschluss seiner Gesamtein- spielung der Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven hat Michael Korstick sich an die Hammer- klaviersonate gewagt – einen Solitär der Klavierliteratur, noch immer eine Herausforderung für Pianisten. Das liegt zum einen daran, dass ein moderner Konzert- flügel eben kein Hammerklavier ist, und es nicht ganz einfach ist, das Klangbild, das Beethoven im Sinn hatte, auf einen Steinway zu übertragen.
Zum anderen weisen die Tempo-Angaben des Komponisten darauf hin, dass die Große Sonate für das Hammerklavier op. 106 möglicherweise eher für den Kopf als für die Finger eines Musikers geschrieben worden ist. Korstick aber will das Werk zum Klingen bringen; also nimmt er die Quellen ernst – und gelangt in den schnellen Sätzen zu einer aberwitzig rasanten Ausführung; für das Adagio sostenuto hingegen benötigt er fast 29 Minuten, doppelt so lange wie die meisten seiner Kollegen. Dabei lässt er allerdings einen Spannungsbogen entstehen, den man kaum für möglich hält. Der Zuhörer fühlt sich gebannt, ja, und beglückt auch – bis dann die Schlussfuge herbeieilt, hier tatsächlich als Allegro risoluto, dramatisch, erregt und dennoch präzise gespielt bis in die letzte Nuance.
Einmal mehr erweist sich Korstick als ein großartiger Pianist, der „seinen“ Beethoven hervorragend kennt, der alle Details wohlüberlegt gestaltet, sich aber dennoch nicht darin verliert. Das machen auch die kleineren Werke deutlich, die es freilich neben der Hammerklaviersonate schwerhaben. Grandios! Das ist eine jener seltenen Aufnahmen, an denen sich alle anderen Interpretationen messen lassen müssen.
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