Als Louis Spohr (1784 bis 1859) sein Debüt als Violinvirtuose gab, war auch das Streichquartett als solches noch in recht jugendlichem Alter. Als Braunschweiger Kammermusikus lernte Spohr die Quartette von Haydn, Mozart und Beethoven kennen und lieben – er spielte sie bei zahlreichen Quartett-Gesellschaften, und trug dazu bei, sie weithin bekannt zu machen.
Es waren nicht etwa Violinsonaten und Violinkonzerte, sondern Streich- quartette, die Spohr zu einem der wichtigsten und am meisten verehr- ten Komponisten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts machten. Es ist allerdings erstaunlich, dass sie heute kaum noch jemand kennt – im Konzertbetrieb spielen sie faktisch keine Rolle mehr.
Das Label Marco Polo hat diese vergessenen Werke nun auf insgesamt 17 CD veröffentlicht, eingespielt vom New Budapest Quartet, dem Moskauer Dima-Quartett sowie dem Moskauer Philharmonischen Concertino-Streichquartett. Letzteres beschließt den Reigen und präsentiert auf der letzten CD dieser verdienstvollen Serie die Quartette Nr. 10 op. 30, Nr. 18 op. 61 sowie die Variationen d-Moll op. 6; im Grunde handelt es sich dabei ebenfalls um ein Streichquartett.
Allerdings waren zu Spohrs Zeiten nicht alle Quartette so ausgewogen und gediegen komponiert wie die der großen Wiener Meister. Beim sogenann- ten Quatuor brillant handelt es sich um ein Werk für Solo-Violine mit Streicherbegleitung, die, je nach Talent und Laune des Urhebers, mehr oder meist weniger anspruchsvoll gestaltet wurde. Die Aufnahmen zeigen, dass in Spohrs eigenen Werken sowohl der Einfluss der Wiener Klassik als auch der zeitgenössischen Virtuosen hörbar wird: Die erste Violine hat typischerweise einen exponierten Part, doch die Stimmen der anderen Instrumente sind meistens ebenfalls sehr sorgfältig und mit Anspruch gearbeitet. Es lohnt sich wirklich, diese Streichquartette wiederzuent- decken – zumal die Moskauer Musiker sie mit großem Engagement vor- tragen.
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