Der Basler Lucas Sarrasin (1730 bis 1802) kam als Seidenbandfabrikant gemeinsam mit seinem Bruder Jakob zu Wohlstand und Ansehen. Die Geschwister ließen sich in bester Lage zwei Patrizierhäuser bauen: Das Weiße und das Blaue Haus gehören noch heute zu den prächtigsten Barockgebäuden der Stadt. Lucas Sarrasin war zudem sehr interessiert an Kuriositäten, die er seinen Gästen gern vorführte – aber seine eigentli- che Leidenschaft war die Musik. So richtete er in seinem Hause einen Musiksaal ein, in dem er nicht nur eine Orgel aufstellen ließ, sondern auch sämtliche Orchesterinstrumente vorhielt – könnte ja sein, dass sie zur Hausmusik benötigt werden! Auch eine umfangreiche Notensammlung besaß der Fabrikant.
Sarrasin spielte selbst Geige und Kontrabass. Er gehörte dem Basler Collegium Musicum an. Dort lernte er Jacob Christoph Kachel (1728 bis 1795) kennen, einen hochbegabten Geiger, der im Gefolge eines Prinzen bereits bis nach Italien gereist war. Der junge Virtuose wurde Sarrasins Hausmusiker.
Welche Musik im Hause Sarrasin erklang, das lässt sich anhand des Kataloges der Musikbibliothek feststellen. Auffällig ist, dass nur etwa ein Viertel der darin aufgelisteten Werke der Vokalmusik zuzurechnen sind. Die Instrumentalmusik stammte aus ganz Europa, allerdings sind Werke aus Frankreich und England nur spärlich vertreten – und es fällt auf, dass Sarrasin überwiegend Kompositionen von Zeitgenossen sammelte. Insge- samt befanden sich mehr als 1.300 Musikalien in Sarrasins Kollektion; ein Drittel davon ist erhalten geblieben.
Besonders schätzte Sarrasin offenbar Triosonaten; viele von ihnen kommen aus der Mannheimer Schule oder aus Norditalien. Eine Auswahl dieser Werke präsentiert auf dieser CD das Ensemble Der musikalische Garten. Die vier jungen Musiker – Karoline Echeverri Klemm, Germán Echeverri Chamorro, Violine, Annekatrin Beller, Violoncello, und Daniela Niedhammer, Cembalo und Hammerklavier – haben sämtlich an der Schola Cantorum Basiliensis studiert. Und ihr Interesse für die Sammlung Sarrasin beschert dem Zuhörer einen Ausflug in eine blühende musika- lische Landschaft, eine Hör-Kur sozusagen, mit Werken beispielsweise von Johann und Carl Stamitz, Johann Christian Bach – der vor seinem Umzug nach London bekanntlich etliche Jahre in Mailand lebte –, Giovanni Battista Sammartini oder Gaetano Pugnani. Sehr gelungen, und ausgesprochen vielversprechend!
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