Die drei Orgeln der Marienkirche in Lübeck präsentiert Marienorganist Johannes Unger auf einer CD, die im Hause Querstand erschienen ist. Die Lübecker Marienkirche hat nicht nur das mit mehr als 38 Metern höchste Backsteingewölbe der Welt. Die Haupt-Pfarr- kirche der Hansestadt gilt als „Mutterkirche“ der Backsteingotik, und sie beherbergte bereits im 14. Jahrhundert bedeutende Orgeln. Neben der Hauptorgel war besonders die Chororgel, die sogenannte Totentanzorgel, von Bedeu- tung; sie wurde 1477 in der Totentanzkapelle errichtet, anschließend noch mehrfach erwei- tert und im 17. Jahrhundert durch Friedrich Stellwagen repariert. Danach fanden keine großen Umbauten mehr statt – ein Umstand, der die Orgel für die Orgelbewegung sehr interessant machte. So wurde sie 1937 restauriert. Doch das Instrument verbrannte 1942 bei einem Bombenangriff, ebenso wie die Große Orgel und eine weitere, kleinere Orgel auf dem Lettner.
1948 wurde in der sogenannten Briefkapelle, die der Gemeinde als Winterkirche dient und die nach dem Krieg als erster Raum wieder für Gottesdienste nutzbar gemacht wurde, eine kleine Orgel aufgestellt, die aus Ostpreußen stammt. Sie wurde 1723 von Johannes Schwarz erbaut. 1933 erwarb sie der Lübecker Orgelbauer Karl Kemper. Sie stand zunächst in der Katharinenkirche, von wo sie Organist Walter Kraft dann als Übergangs- instrument in die Marienkirche holte. Die kleine einmanualige Barockorgel mit geteilter Lade verfügt über neun Register, wovon aber derzeit nur acht spielbar sind, und einen Cymbelstern. Sie ist hier zum ersten Mal auf CD zu hören.
Die neue Totentanzorgel wurde von der Wilhelmshavener Orgelbaufirma Alfred Führer 1986 erbaut. Das Instrument sollte bewusst kein historisches Vorbild kopieren. Es verfügt bei vier Manualen und Pedal über 56 Register. Unger demonstriert mit dieser Aufnahme, dass an der neuen Totentanz- orgel aufgrund ihrer interessanten Disposition sowohl die Orgelwerke der alten Meister, wie der berühmten Marienorganisten Franz Tunder (1614 bis 1667) und Dieterich Buxtehude (um 1637 bis 1707), als auch Musik der Romantik und Moderne, insbesondere auch aus der französischen Orgel- tradition, bestens gespielt werden können.
Die Große Orgel der Marienkirche wurde durch die Lübecker Orgelbaufirma Kernper & Sohn errichtet und 1968 nach sechsjähriger Bauzeit fertigge- stellt. Zum damaligen Zeitpunkt war sie die größte Orgel der Welt mit mechanischer Traktur, und auch heute noch erscheint dieses Instrument gewaltig. Hundert Register auf fünf Manualen sowie einem Pedal, dass sich in Groß- und Kleinpedal teilt, 8.512 Orgelpfeifen – die größte davon ist über elf Meter lang – sowie diverse Schweller und weitere Spielhilfen eröffnen dem Organisten grandiose klangliche Gestaltungsmöglichkeiten. Unger spielt an der Großen Orgel Präludium und Fuge über BACH von Franz Liszt (1811 bis 1886), die Choralimprovisationen über Nearer, my God, to Thee! von Sigfrid Karg-Elert (1877 bis 1933) und Venus aus der Suite The Planets von Gustav Holst (1874 bis 1934), wobei Unger Orgel- transkriptionen von Arthur Wills und Peter Sykes kombiniert.
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