Als Robert Schumann (1810 bis 1856) am Ostersonntag 1830 in Frankfurt das Geigenspiel des berühmten Nicolò Paganini (1782 bis 1840) hörte, war dies ein Erlebnis, das sein Leben änderte: Wenig später schrieb der Jurastudent aus Heidelberg an seine Mutter, dass er nun doch beabsichtige, Musiker zu werden. Er kehrte nach Leipzig zurück, um bei Friedrich Wieck zu studieren. Und auch wenn er sich vom Auftreten des „Teufelsgeigers“ eher abgestoßen fühlte, so verrät doch sein Lebenswerk, dass Schumann sich immer wieder mit der Musik des Virtuosen auseinandergesetzt hat.
Noch in seinen letzten Jahren arbeitete er an einer Klavierbegleitung zu den Violin-Capricen, für seinen Freund Joseph Joachim. Vollendet hat er sie 1855, in der Psychiatrie. Betrachtet man Schumanns Klavierpart, so wird man feststellen, dass sich der Komponist nicht damit begnügte, die Capricen mit Akkorden zu unterfüttern. Schumann tritt in den Dialog mit Paganinis Melodien, die er mitunter ergänzt oder aber weiterführt. So ist Schumanns Musik das Zeugnis seiner sehr persönlichen Begegnung mit dem Geigenvirtuosen, die ihn vom Anbeginn seiner Laufbahn an und bis zu ihrem Ende beschäftigt haben muss.
Auch wenn Clara Schumann dieses Werk ihres Mannes, dass sie nach seinem Tode in seinen Papieren vorgefunden hat, niemals veröffentlichte – kurioserweise wurde es rasch Mode, Paganinis Capricen mit Klavierbeglei- tung zu spielen. Der „nackte“ Klang der Violine war den Romantikern offenbar suspekt; selbst Geiger schufen Klavierversionen. Und das blieb die Norm, bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die junge Geigerin Maristella Patuzzi hat diese Tradition jetzt aufgegriffen, und gemeinsam mit ihren Vater, dem Pianisten Mario Patuzzi, Paganinis 24 Capricen mit der Klavierbegleitung von Robert Schumann eingespielt. So weit, so gut – die Aufnahme ist solide, aber unspektakulär. Stücke, die Geiger üblicherweise als Etüden nutzen, so vorzutragen, dass das auch für den Hörer ein Gewinn ist, das scheint ziemlich schwierig zu sein.
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