„Sento o Signori, di stonare, ma quando saprò dove posare le dita, allora non stonerò più!“, mit diesen legendären Worten soll sich Giovanni Bottesini (1821 bis 1889) einst bei der Jury des Konservatoriums in Mailand dafür entschuldigt haben, dass es seinem Vorspiel an Perfektion mangelte. Der Jugendliche, noch keine 14 Jahre alt, hätte viel lieber Geige studiert. Doch seine Eltern waren arm, und ein Stipendium gab es nur in den Fächern Fagott und Kontrabass. Bottesini entschied sich für den Kontrabass – und wurde einer der berühmtesten Virtuosen auf diesem Instrument.
Nabil Shehata, Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs 2003 und Professor an der Münchner Musikhochschule, hat für sein Genuin-Debüt allerdings Musik eines anderen Kontrabassisten ausgewählt: Serge Koussevitzky (1874 bis 1951) galt als der Nachfolger Bottesinis. Er teilt mit diesem übrigens die pragmatische Entscheidungsfindung, denn auch er war als mittelloser Student auf ein Stipendium angewiesen; allerdings hatte Koussevitzky die Auswahl zwischen Fagott, Posaune und Kontrabass.
Mit seinem Bruder Karim Shehata als Klavierpartner hat Nabil Shehata zwei Musikstücke aus dem nicht besonders umfangreichen Schaffen des russischen Kontrabassvirtuosen eingespielt. Koussevitzky war eng befreundet mit Reinhold Glière (1875 bis 1956), der eigens für ihn auch komponierte – die Deux Pièces pour contrebasse et piano op. 32 und die Deux Morceaux pour contrebasse et piano op. 9 erklingen ebenfalls auf dieser CD. Komplettiert wird das Programm durch das berühmte Kol Nidrei von Max Bruch (1838 bis 1920) und durch die Violoncellosonate in e-Moll op 38 von Johannes Brahms (1833 bis 1897), beides bearbeitet für Kontra- bass und Klavier.
Nabil Shehata spielt atemberaubend, er beeindruckt mit perfekt geformtem, nuancenreichen Ton, Noblesse und Ausdrucksstärke. Man höre nur die Brahms-Sonate – ein himmlischer Gesang, zugleich herb und erdverbun- den, und sehr poetisch. Karim Shehata erweist sich als der perfekte Klavierbegleiter, aufmerksam, brillant, aber nie im Vordergrund, sondern immer im Dialog mit seinem Bruder. Wirklich großartig!
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