Mit Carl Friedrich Abel (1723 bis 1787), dem bedeutendesten Gambisten seiner Zeit, war Johann Christian Bach (1735 bis 1782) eng befreundet. Beide waren Kammer- musiker der Königin Charlotte, und sie riefen 1764 gemeinsam die „Bach-Abel-Concerts“ ins Leben, die ersten Abonnementskonzerte in England, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Außerdem lebten sie gut zehn Jahre in einem Haushalt zusammen.
Warum also sollte der „Londoner“ Bach für den Gambenvirtuosen Abel nicht auch komponiert haben? Dennoch war das Erstaunen groß, als 1992 bei einer Auktion das teil- autographe Manuskript einer Sonate für Viola da gamba und Clavier angeboten wurde. Die Sammlung enthielt auch noch weitere Gamben- sonaten, die auf Bachs op. 10 basieren. Sie befindet sich heute als Leihgabe im Bach-Archiv Leipzig.
Der Leihgeber besitzt zudem ein Ensemble von Stimmbüchern für fünf der sechs Quartette op. 8; auf der Titelseite dieses Manuskriptes ist bei der Besetzung statt der Viola die Viola da gamba benannt. Leider ist die Kollektion unvollständig: Es fehlt das Es-Dur-Quartett – und die Gamben- stimme.
Thomas Fritzsch ließ sich davon nicht entmutigen. Auf Grundlage der vorhandenen Quellen konnte er in mühsamer Kleinarbeit gemeinsam mit Günter von Zadow sowohl den fehlenden Gambenpart als auch die entsprechende Fassung des Es-Dur-Quartettes erstellen. Der Aufwand hat sich gelohnt, wie die Weltersteinspielung beweist.
Go Arai, Oboe, Daniel Deuter, Violine, Thomas Fritzsch, Gambe und Inka Döring, Violoncello, präsentieren den kompletten Quartettzyklus op. 8 von Johann Christian Bach – klanglich reizvoll, dazu musikalisch einfalls- und abwechslungsreich, und in dieser Aufnahme auch ausgesprochen inspiriert vorgetragen. Sehr hörenswert!
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