Es gibt kaum jemanden, der über das Leben von Giovanni Antonio Pandolfi Mealli ähnlich viel weiß wie Fabrizio Longo. Als Andrew Manze in den 90er Jahren die Violinsonaten des Komponisten erstmals einspielte, meinte er, es gebe Gründe für den Argwohn, „ein gewitzter Musikwissenschaftler habe Pandolfi an einem regnerischen Mittwoch erfunden“ – denn außer den alten Drucken hat Pandolfi Mealli kaum eine Spur hinterlassen, so schien es.
Mittlerweile hat Fabrizio Longo aber etliche Quellen aufgespürt, und den Lebensweg des Musikers nachvollzogen. Er soll 1624 in Montepulciano in der Toskana als Domenico Pandolfi zur Welt gekommen sein. Seine Ausbildung erhielt er wohl bei seinem Stiefbruder aus der ersten Ehe seiner Mutter, dem Kastraten Giovan Battista Mealli, in Venedig. Dann finden wir den Musiker 1660 in Diensten des Habsburger Hofes in Innsbruck. 1675 war er auf Sizilien tätig, wo er in der Kirche einen Kapellkollegen, den Kastraten Giovannino Marquett, ermordete und dann über Frankreich nach Spanien entfloh. In Madrid wirkte er ab April 1678, wobei er zwischenzeitlich mehrfach auch nach Rom gereist sein soll. Seine Spur verliert sich 1687; es wird daher vermutet, dass er in diesem Jahr verstorben sein könnte.
Nur wenige seiner Werke sind überliefert und wurden mittlerweile eingespielt. Es sind kühne Kompositionen, technisch wie musikalische aberwitzig anspruchsvoll. Die Noten von op. 3 und 4 sind bei Walhall inzwischen verfügbar. Fabrizio Longo hat nun ein weiteres Opus des Komponisten ediert, die Sonate cioé Balletti, Sarabande, Correnti, Passacagli, Capriccetti, & vna Trombetta, a vno, e dui Violini, im Druck erstmals erschienen 1669 in Rom. Dabei handelt es sich in erster Linie um Tanzsätze, und sie sind eher schlicht gestaltet, verglichen mit den kapriziösen Werken Pandolfi Meallis aus früheren Jahren.
Leider ist Longo der Versuchung erlegen, diese Musik auch gleich selbst einzuspielen. Das hätte er besser sein lassen sollen. Die CD, die bei Tactus erschienen ist, lässt staunen: Eine so miese Qualität habe ich wirklich lange nicht mehr gehört. Das hätte wohl jedes Laienensemble besser hinbekommen. Die Aufnahme ist sowohl musikalisch als auch akustisch unterirdisch. Zum Gruseln. Schade!
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