Tartini gilt als Spätberufener. Violinisten beginnen noch heute ihre Karriere üblicherweise im Vorschulalter - doch Wunderkind-Berichte sind über den Violin- virtuosen nicht bekannt. Statt dessen besagt die Überlieferung, er habe seine Jura-Studien, im Priestergewand, wohl ausgiebig auf dem Fechtboden betrieben. Als er dann 1710 auch noch heiratete, obwohl er doch eigentlich die geistliche Laufbahn hätte ergreifen sollen, muss es Ärger gegeben haben. Tartini floh nach Asissi, und erwarb sich offenbar innerhalb kurzer Zeit einen erstklassigen Ruf als Instrumentalist. 1721 wurde er erster Violinist im Orchester der Basilica di San Antonio zu Padua - eine ausgesprochen renommierte Stelle, die er bis zu seinem Tode 1770 innehatte. Er reiste durch Europa, begeisterte das Publikum mit seinen Konzerten und mit seinen Kompositionen, überwiegend Konzerte und Sonaten für Violine, darunter die berühmte Teufels- triller-Sonate, die Generationen von Violinvirtuosen herausforderte - und dafür sorgte, dass der Name ihres Komponisten nicht in Vergessenheit geriet.
Es ist Pionieren der historischen Aufführungspraxis wie der Barock-Violinistin Elizabeth Wallfisch zu verdanken, wenn wir heute wieder eine ganze Reihe seiner Werke hören können. Für die vorliegende CD hat sie gemeinsam mit den Raglan Baroque Players unter Nicholas Kraemer fünf Konzerte eingespielt, die seine Eigenheiten aufzeigen - den typischen "Tartini-Klang" mit seinen akustischen Raffinessen, und seine Suche nach Ausdruck jenseits des Barockstils, den er nur noch in Zitatform nutzt - so in jener brillanten Fuga à la breve im Violinkonzert g-Moll D85, übrigens ohne Solovioline. Ansonsten klingen seine Werke schon nach Vorklassik. Und die Solo-Violine wechselt zwischen ausgedehnten sanglichen Abschnitten und fleißiger Fingerarbeit; ganz offenbar schätzte Tartini Arpeggios. Wallfisch hat an Tartinis technischer Brillanz wie an seinen melodischen Einfällen hörbar Vergnügen. Brava!
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