Der Leipziger Musikverleger Erst Wilhelm Fritzsch war auf das Talent des Jungen aufmerksam geworden, und brachte Backhaus zu seinem Schwager, Professor Alois Reckendorf vom Leipziger Konserva- torium, der den Knaben prüfte - und sich dann dazu bereit erklärte, ihn zu unterrichten. Mit zehn Jahren wurde Backhaus offiziell Student des Konservatoriums; mit 14 Jahren beendete er die Schule und wechselte nach Frankfurt/Main, wo er bei Eugen d'Albert weiter lernte, und wohl auch bei Alexander Siloti. Im Oktober 1899 gab er in Leipzig seinen ersten eigenen Klavierabend. Viele weitere Konzerte weltweit folgten - bis zu 134 pro Saison zählte Backhaus einmal, "aber ich sträube mich mit Händen und Füßen dagegen, jemals wieder in die Nähe dieser Ziffer zu kommen".
1928 spielte Wilhelm Backhaus die Études op. 10 und op. 25 von Frédéric Chopin ein. Das Label Profil Edition Günter Hänssler hat nun, quasi zum Finale des Chopin-Jahres 2010, ein Remastering dieser legendären Uralt-Aufnahme vorgelegt - ein Weihnachtsgeschenk für alle, die Chopins Musik lieben. Denn Backhaus' Interpretation dieser Konzertetüden kann es mühelos mit allen anderen Aufnahmen aufnehmen, die der Musikmarkt derzeit bietet. Der Pianist spielt die schwierigen Werke flüssig und präzise, ausdrucksstark und mit einer Noblesse, die beeindruckt. Kaum zu glauben, aber dies bleibt wohl auch nach mehr als 80 Jahren die Referenzaufnahme. Grandios!
Freitag, 31. Dezember 2010
Chopin: Etudes; Backhaus (Profil)
"Nicht nur die Mutter, sondern alle meine sieben Geschwister spielten Klavier", erinnerte sich Wilhelm Backhaus (1884 bis 1969). "Während die älteren Schwestern und Brüder übten, hörte ich ihnen aufmerksam zu und als ich dann ein Kinderklavier erhielt, ein kleines Instrument mit sieben Tönen, studierte ich mir ganz allein einfache Melodien ein, die ich auf dem großen Klavier nachzuspielen versuchte, was mir auch keinerlei Mühe verursachte. Noch bevor ich in die Schule kam, hatte ich lesen gelernt, anhand einer bebilderten Lesefibel, und nun war ich auch in der Lage, mir durch sogenannte musikalische Unterrichtsbriefe die Notenkenntnis anzueignen. Als ich also mit sechseinhalb Jahren Klavierunterricht erhielt, war ich bereits über die Anfangsgründe hinaus. Ich spielte ohne Schwierigkeit vom Blatt und ein besonderes Vergnügen bereitete es mir, Transponierungen vorzunehmen, also statt Cis-, C-Dur zu spielen und dergleichen."
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