Georg Gebel d.J., geboren 1709, wurde von seinem Vater, dem Breslauer Organisten Georg Gebel d.Ä., schon in frühestem Alter im Spiel von Tasteninstrumenten und im Komponieren unterwiesen. Der Knabe hatte Talent - und wurde ähnlich wie Mozart als Wunderkind vorgeführt. Gebel senior legte allerdings auch größten Wert auf eine solide schulische Ausbildung seines Sohnes, und schickte ihn anstatt auf Konzertreisen ans Gymnasium.
Nach einer ersten Anstellung als Kapellmeister in Oels wurde Gebel 1735 für die Privatkapelle des sächsischen Premierministers Heinrich Graf von Brühl engagiert. Dort wirkte er bis 1746 als Komponist und Cembalist. Dann ging er nach Rudolstadt, wo er zunächst Konzert- meister und 1750 schließlich Kapellmeister wurde. Bei Hofe war seine Arbeit geachtet und derart gefragt, dass der fleißige Gebel sich buch- stäblich zu Tode komponierte. Er starb 1753, trotz Kur und aller Fürsorge der Herrschaft, infolge eines Burn-out-Syndroms, wie man heute sagen würde - noch keine 44 Jahre alt.
Neben zwei nahezu komplett erhaltenen Kirchenkantaten-Jahrgängen von 1747/48 und 1750/51 und zwei Passionsmusiken soll Gebel zwölf Opern, mehr als hundert Sinfonien und Partiten sowie Cembalo- konzerte komponiert haben. Überliefert sind 144 Kirchenkantaten, ein Weihnachts- und ein Neujahrsoratorium sowie die Johannes-Passion; sie befinden sich im Musikalienbestand Hofkapelle Rudol- stadt des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt auf Schloss Heidecksburg.
Die Wiederentdeckung dieses Werkes begann 2004 mit der Einspie- lung der Oratorien, die als Sensation gefeiert wurden. Ludger Rémy stellt nun mit seinem Ensemble Les Amis de Philippe zwei Kantaten Gebels vor. Es sind "große", zweiteilige Werke, geschrieben für den Gottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag und am Sonntag nach Weihnachten 1747. Von Weihnachtsstimmung ist darin allerdings keine Spur - die Kantaten nehmen Bezug auf den gesteinigten Märtyrer Stephanus, dessen Gedenktag der 26. Dezember ist, und auf Galater 3, verkündend in musikalisch kühner Weise die Befreiung vom Gesetz Mose durch Christus. Man hört und staunt, und wundert sich, dass solch eine Handschrift in Vergessenheit geraten konnte.
Es singen Veronika Winter, Sopran, Britta Schwarz, Alt, Andreas Post, Tenor und Matthias Vieweg, Bass, verstärkt in den Chören durch Cantus Wettinianus Dresden - Anna Moritz, Sopran, Inga Phillipp, Alt, Jörg Mall, Tenor und Falk Joost, Bass. Musiziert wird historisch fundiert sowie mit großem Engagement. Das Ergebnis ist sensationell - eine Entdeckung, der hoffentlich weitere folgen werden.
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