Französische Musik und damit auch französische Musikinstru- mente waren im 17. Jahrhundert an deutschen Höfen groß in Mode. So löste die französische Version des Fagotts die deutsche Bauform ab. Das Barockfagott bestand daher aus mehreren Einzelteilen, und war eine kleine Terz tiefer gestimmt als sein Vorgänger, das Dulzian.
Und es wurde, nicht zuletzt auf- grund seines charakteristisches Klanges und seiner beträchtlichen spieltechnischen Möglichkeiten nicht nur im Continuo, sondern gern auch als Solo-Instrument eingesetzt. Diese CD hat einige hübsche Beispiele dafür zusammengestellt. So fand sich die titelgebende Sonate in f-Moll a fagotto solo in einer Sammlung von Musikstücken für Laien, die Georg Philipp Telemann 1728 und 1729 unter dem Titel Der getreue Music-Meister publiziert hat.
Auch sonst sind Jérémie Papasergio und seinem Ensemble Syntagma Amici im Werk des Hamburger Komponisten einige Entdeckungen gelungen. Der Fagottist hat diese Werke zudem um ein Trio B-Dur von Jan Dismas Zelenka und um ein Duetto g-Moll von Christoph Schaff- rath ergänzt.
Zelenka wirkte am Dresdner Hof, und veröffentlichte 1723 einen Band mit 6 Sonate a due Hautbois et Basson. Sie sind, dem Niveau der Dresdner Hofkapelle entsprechend, hochvirtuos, und geben auch dem Fagott einen entsprechend anspruchsvollen Part. Schaffrath stand zunächst im Dienst Friedrichs von Preußen; später wurde er Clavicembalist und Cammermusicus von Prinzessin Amalie, der musikbegeisterten Schwester des Königs. Sein brillantes Duetto für Fagott und obligates Cembalo weist schon in die Vorklassik. Papasergio hat sich intensiv mit historischen Grifftechniken und Herstellungsweisen von Rohrblättern beschäftigt. Man wird schnell feststellen, dass sich der Klang des Fagottes wie auch der Oboe auf dieser CD erheblich von anderen historisierenden Aufnahmen un- terscheidet, die den Rohrblattinstrumenten offenbar zu wenig Auf- merksamkeit zugewendet haben. "Aus Bequemlichkeit hat man nämlich die modernen Techniken der Rohrblattherstellung an die alten Instrumente angepasst", erläutert Papasergio im Beiheft. "Wenn man sich aber von historischen Texten, von Bildquellen und den wertvollen erhaltenen Modellen inspirieren lässt, so ist es erstaunlich, wie anders die Instrumente klingen: Ihr Klang ist freier, hat ein volleres Timbre und außerdem ist die Phrasierung einfacher." Der Effekt ist deutlich, die Überraschung gelungen - und nicht nur Freunden "Alter" Musik sei diese CD empfohlen. Der Name a fagotto solo täuscht; hier sind unter anderem auch exzellent gespielte Block- flöten zu erleben. Syntagma Amici ist ein hervorragendes Ensemble, diesen Musikern zu lauschen, macht wirklich Freude!
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