Die Musik überwindet alles, und sie macht unsterblich. Das ist das Fazit der Oper Die Feen, die Wilhelm Richard Wagner (1813 bis 1883) im Januar 1834 beendete. Es war das erste vollendete Werk des Komponisten, und die Oper in seiner Heimatstadt Leipzig zeigte - trotz bester familiärer Beziehungen - nicht wirklich Interesse daran.
Dem Theaterpraktiker wird beim Blick auf die Partitur klar, warum diese Oper im Spielbetrieb wenig Chancen hatte (und auch weiterhin haben wird): Wagner verlangt gleich sieben unterschiedliche Spielorte, für die aufwendige Bühnenbilder anzufertigen wären, dazu ein nicht zu kleines Orchester, ein Ensemble von zwölf Solisten - und der Chor hat ebenfalls gut zu tun. Und wie könnte es anders sein: Die männliche Hauptrolle, der Königssohn Arindal, ist für einen Tenor komponiert, der locker auch einen Stolzing, einen Lohengrin oder einen Parsifal bewältigen kann. Der Sänger, der diese Partie über- nimmt, ist vom zweiten Bild bis zum letzten Takt beinahe pausenlos präsent. Wie viele Tenöre es gibt, die dies leisten können - diese Frage mag sich jeder selbst beantworten.
Bei der vorliegenden Aufnahme, dem Mitschnitt einer konzertanten Aufführung 2011 in Frankfurt am Main, hat Burkhard Fritz die Partie übernommen. Der Tenor, der in Hamburg Medizin und zugleich bei Ute Buge und Alfredo Kraus Gesang studiert hat, behauptet sich wacker, und gefällt mit Strahlkraft und Schmelz. Die amerikanische Sopranistin Tamara Wilson sang die Fee Ada. Ihr jugendlich-dramati- scher Sopran erscheint vielversprechend, allerdings klingt die Stimme in der Höhe noch etwas spitz.
Ada ist mit Arindal liiert, was allerdings im Feenreich nicht unbedingt Begeisterung auslöst. Die Intrigantinnen Zemina und Farzena, hier besetzt mit Anja Fildelia und Juanita Lascarro, bemühen sich daher wacker, das Paar auseinanderzubringen. Ein Schelm, wer hier die dritte Dame vermisst.
Brenda Rae bezaubert mit einem wundervollen lyrischen Koloratur- sopran in der Rolle von Arindals Schwester Lora; ihr sekundiert mit zauberhaftem Timbre Christiane Karg als Zofe Drolla. Auch die anderen Partien sind sehr hörenswert besetzt, der Opernchor zeigt sich in Hochform, und das Frankfurter Opern- und Museumsorche- ster unter Sebastian Weigle entlockte Wagners Partitur erstaunlich viel Spannung. Das ist gar nicht so einfach, denn die Musik von Die Feen erweist sich als eine Art Mega-Plagiat. Der junge Wagner zeigt hier relativ offen, wer ihn inspiriert hat - von Mozart über Nicolai, Weber und Lortzing bis hin zu Beethoven reichen die Anregungen und somit die Zitate.
Der Opernfreund wird sich darüber amüsieren. Denn die Qualität dieser Aufnahme tröstet über so manche Schwäche hinweg. An einem Stadttheater freilich sollte man sich diese Oper besser nicht anhören. Wenn auch die Handlung bereits mit einem großen Anspruch (und einem noch etwas klapprigen Libretto) antritt - die Musik bleibt eine Jugendsünde.
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