Das Werk des Komponisten Hein- rich Hofmann (1842 bis 1902) teilt ein Schicksal, wie es beileibe nicht nur unbedeutenden Musikern widerfahren ist: Zu Lebzeiten etabliert, gefeiert und hochverehrt – und nach dem Tode dann vergessen. An der Qualität der Kompositionen liegt dies nur selten, wie die Musikgeschichte zeigt.
Hofmann ist dafür ein gutes Bei- spiel. Der Berliner Handwerker- sohn begann seine musikalische Laufbahn 1851 als Knabensopran im Domchor. Auch im Opernchor sang er mit, und verdiente sich damit ein Klavier, auf dem er fleißig übte. So wurde der Pianist Theodor Kullak auf Hofmann aufmerksam. Der Direktor der Neuen Akademie der Tonkunst unterrichtete ihn gegen ein symbolisches Honorar; auch für die anderen Fächer wie Kontrapunkt, Komposition oder Kirchenmusik fanden sich ange- sehene Lehrer.
Nach dem Abschluss seines Studiums 1863 wirkte Hofmann als Konzertpianist, er gab Klavierunterricht und komponierte. So schrieb er mehrere Opern. Den Erfolg brachten ihm aber seine Ungarische Suite op. 16, Brahms gewidmet, die Frithjof-Sinfonie op. 22 sowie die Kantate Das Märchen von der schönen Melusine op. 30.
Hofmann schrieb viele Lieder, aber kein einziges Streichquartett und keine größeren Werke für Klavier. Er konnte vom Komponieren leben. Das Berolina Ensemble stellt auf dieser CD Kammermusik des Komponisten vor. Diese Klänge sind Spohr wesentlich näher als Liszt – was ein Grund dafür gewesen sein könnte, dass sie seinerzeit rasch aus der Mode und in Vergessenheit geraten sind.
Das Octett op. 80 für Flöte, Klarinette, Horn, Fagott und Streichquar- tett spielt mit Klangfarben und erinnert an die Divertimenti früherer Jahrhunderte – derart geistreiche Unterhaltung sollte man durchaus nicht geringschätzen. Elegant wirkt die Serenade op. 65 für Flöte und Streichquintett mit Kontrabass. Das letzte Werk auf der CD, das Streichsextett op. 25, orientiert sich am stärksten an klassischen Vorbildern. Und alles verweist auf grundsolides Handwerk, verbun- den mit hörenswerten, aber nicht übermäßig kühnen musikalischen Ideen. Das lässt sich im übrigen auch über die Interpretation durch das Berolina Ensemble sagen; so richtig glücklich hat mich diese CD jedenfalls nicht gemacht.
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