Der sächsische Kurfürst Friedrich August III. (1750 bis 1827) – ab 1806 König Friedrich August I. – regierte ein verarmtes und durch Kriege verheertes Land. Obwohl seine Untertanen den Regenten sehr schätzten und mit dem Beinamen „der Gerechte“ ehrten, brachte seine Redlichkeit dem König eine Menge Ärger ein. So geriet er nach dem Ende der Napoleonischen Kriege, die Sachsen furchtbar verwüstet hatten, in Gefangenschaft, und verlor große Teile seines Territoriums an Preußen.
Politik war nicht die Leidenschaft des Herrschers, der sich lieber mit der Botanik beschäftigte – und mit der Musik. So gab es neben den repräsentativen Aufführungen am Dresdner Hof durchaus auch das private Musizieren der Herrscherfamilie. Friedrich August III. war musikalisch sehr versiert, doch offenbar schätzte er es nicht, wenn darum viel Aufsehens gemacht wurde.
So musizierte der König vorzugsweise gemeinsam mit seinem Hoforganisten Peter August (1726 bis 1787), der auch etliche Werke dafür bearbeitete. Nach seinem Tod übernahm dies Hofkapellmeister Joseph Schuster (1748 bis 1812). Die vorliegende CD enthält Beispiele aus der reichhaltigen Musikaliensammlung des Regenten. Hildegard Saretz und Michaela Hasselt haben die Werke nicht, wie der König und seine Musizierpartner, an zwei Cembali, sondern an einem Cembalo und einem Hammerflügel eingespielt. Das klingt sehr apart – und gibt dem Zuhörer die Möglichkeit, die beiden Partien akustisch differenziert zu verfolgen.
Die Aufnahme verweist auf einen wenig bekannten Aspekt sächsischer Musikgeschichte. Die Suche in den Archiven ist mühsam, doch lohnenswert. Saretz und Hasselt zeigen, dass abseits des immer gleichen Standard-Repertoires Entdeckungen noch immer möglich sind. So ist dieses Debüt des Leipziger Cembalo-Duos gleich doppelt gelungen. Bravi!
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